Einige Obstsorten sind fast in Vergessenheit geraten und im Supermarkt kaum erhältlich. Möchten Sie einen Beitrag zum Erhalt der Sorten leisten, lohnt es sich, die vergessenen Früchte anzubauen. Einige dieser Sorten sind relativ einfach kultivierbar, da sie keine hohen Ansprüche an Standort und Pflege stellen.
Alte und fast vergessene Sorten anbauen: Warum sich das lohnen kann
Apfel-, Pflaumen-, Kirsch- oder Birnbäume haben viele Gartenfreunde in ihrem Garten, da sie für die klimatischen Bedingungen in Deutschland geeignet sind und keine hohen Ansprüche an Standort und Boden stellen. Andere Obstsorten, wie Mispeln, Maulbeeren oder Quitten, sind fast schon in Vergessenheit geraten.
Entscheiden Sie sich für den Anbau solcher Sorten, leisten Sie einen Beitrag zur Sortenvielfalt und zum Erhalt dieser Sorten. Denken Sie allerdings daran, dass einige dieser Sorten einen warmen, windgeschützten Standort benötigen und anfälliger gegen Krankheiten sind. Der Geschmack vieler solcher alter Obstsorten ist jedoch häufig ein echtes Erlebnis.
Mirabelle: kleine Schwester der Pflaume mit gelber Farbe
Die Mirabelle ist eine Unterart der Pflaume und stammt aus Vorderasien. Um 1900 breitete sie sich auch in Deutschland aus. Vermutlich entstand sie aus einer Kreuzung aus Pflaume und Kirschpflaume oder Pflaume und Schlehe. Die Früchte sind fast rund, haben einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern und ein honigartiges Aroma. Die dünne Schale ist gelb und teilweise rot gesprenkelt.
Mirabellen benötigen einen warmen, windgeschützten Standort und einen lockeren, durchlässigen Boden. Im Frühjahr sollten Sie den Baum zurückschneiden. Bei den meisten Mirabellensorten benötigen Sie einen Befruchter. Es gibt jedoch einige selbstfruchtende Sorten, doch lassen sich die Erträge mit einem Befruchter steigern. Mirabellen können ungefähr ab Mitte August geerntet werden. Sie eignen sich zum Rohverzehr, aber auch für Kompott und Marmeladen.
Maulbeere: eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt
Zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt gehören die Maulbeeren, die noch bis zum 17. Jahrhundert als Obst beliebt waren, aber inzwischen aus deutschen Gärten fast verschwunden sind. Es gibt verschiedene Arten, von denen die Schwarze Maulbeere und die Weiße Maulbeere am bekanntesten sind. Die Weiße Maulbeere ist widerstandsfähiger und frosthärter, während die Schwarze Maulbeere unbedingt einen warmen, geschützten Standort benötigt und gut in Weinanbaugebieten gedeiht.
Maulbeeren haben einen süßen Geschmack und erinnern in ihrer Form an Brombeeren. Sie eignen sich für den Rohverzehr, für Obstsalate, als Kompott und für Marmeladen. Die Weißen Maulbeeren wurden zu Napoleons Zeiten in Europa für die Zucht von Seidenraupen kultiviert. Maulbeerbäume können eine beachtliche Größe erreichen, doch können Maulbeeren auch als Hecke gepflanzt werden. Maulbeeren sind selbstfruchtend, doch erhöht ein Befruchter die Erträge. Die Ernte erfolgt im Juni und Juli.
Mispel: seltener Gast in deutschen Gärten
Die Echte Mispel ist in Deutschland kaum bekannt, doch lohnt sich der Anbau schon aufgrund des hohen Schmuckwerts der Blüten und Früchte. Wahrscheinlich stammt die Mispel aus Vorderasien, wo sie bereits vor 3.000 Jahren kultiviert wurde. Die Mispel wächst an Bäumen, die ungefähr 15 Zentimeter lange Blätter haben und eine ausladende Krone bilden. Die Blüten erscheinen von Ende Mai bis Anfang Juni und haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Da die Mispeln erst spät blühen, sind sie kaum spätfrostgefährdet. Die runden Früchte haben eine aufklaffende Spitze mit fünf schmalen Kelchblättern. Sie entwickeln erst durch Frosteinwirkung und anschließende Lagerung ihren angenehm säuerlichen Geschmack.
Die Ernte erfolgt Ende Oktober oder Anfang November. Anschließend sollten die bräunlich-gelben Früchte mit der rauen Schale noch ungefähr eine Woche gelagert werden. Die Früchte eignen sich für Säfte, Obstwein oder Marmeladen. Mispeln lieben einen sonnigen oder halbschattigen, geschützten Standort und kalkhaltigen Boden. Sie sind selbstfruchtend, doch erhöht ein zweiter Baum die Erträge.
Quitten: verwandt mit der Mispel
Quitten sind mit der Mispel verwandt und äußerst dekorativ. Abhängig von der Form werden Apfel- und Birnenquitten unterschieden. Die harten Früchte sind roh ungenießbar, doch eignen sie sich für Kompott, Marmelade, Gelee und Likör. Sie haben einen säuerlichen Geschmack und können im Oktober geerntet werden. Nach der Ernte sollten Sie Quitten nicht lange lagern, da sie innen schnell braun werden. Die auffallend leuchtend gelben Früchte erinnern, wenn sie am Baum hängen, an Zitronen, doch sind sie von einem weißlichen Flaum umgeben, den Sie bei der Verarbeitung abreiben müssen.
Quittenbäume bevorzugen einen warmen, sonnigen und geschützten Standort. Der Boden sollte sandig bis mittelschwer und gut durchlässig, aber nicht kalkhaltig sein. Die großen rosafarbenen Blüten erscheinen im Mai. Quitten sind selbstfruchtend und äußerst ertragreich, doch können Sie mit einem zweiten Baum die Erträge noch steigern.
Schlehen: kleine heimische Wildpflaumen
Schlehen sind Wildpflaumen und haben einen hohen Schmuckwert. Die Sträucher tragen Dornen, haben matt-dunkelgrüne Blätter und können sich schnell ausbreiten. Von Ende März bis April erscheinen unzählige kleine weiße Blüten, die den Strauch zu einem echten Hingucker im Garten machen. Auch die kleinen, dunkelblauen Früchte können in großer Anzahl erscheinen und die Sträucher schmücken. Erst nach Frosteinwirkung, im Oktober oder November, werden die kleinen Steinfrüchte geerntet. Da die Früchte einen hohen Gehalt an Gerbstoffen haben, schmecken sie herb. Die Gerbstoffe werden bei Frosteinwirkung abgebaut. Die Früchte sind aufgrund ihres strengen, intensiven Geschmacks für den Rohverzehr wenig geeignet, doch lassen sie sich hervorragend zu Likör, Sirup und Gelee verarbeiten. Die anpassungsfähigen Sträucher stellen keine hohen Ansprüche an Standort, Boden und Pflege.