Das Zuhause ist der gefährlichste Ort, denn dort passieren die meisten Unfälle. Ob bei der Hausarbeit, beim Heimwerken oder bei der Gartenarbeit – jährlich sollen rund 2,8 Millionen bei diesen Tätigkeiten einen Unfall erleiden. Dies reicht von Stürzen über Schnittverletzungen bis hin zu Verbrennungen, Vergiftungen und Stromschlägen. Sieht man sich die Statistiken an, dann passiert jeder 5. Unfall davon im Garten. Wir möchten uns mal etwas genauer ansehen, welche Verletzungen im Garten drohen, wie man diese behandelt und wie man sie vermeiden kann.
Dornen und Stacheln
Rosen, Schlehen, Feuerdorn, Stachelbeere, Berberitze, Ilex, Himbeeren, Brombeeren – es gibt in unseren Gärten so einige Pflanzen, die mit Dornen bzw. Stacheln aufwarten. Was die Pflanze vor Fressfeinden schützen soll, ist dem Gärtner im wahrsten Sinne ein Dorn im Auge. Auch wenn Dornen oder Stacheln glücklicherweise selten ins Auge gelangen, können sie vor allem an Fingern, Händen, Armen und Beinen böse Wunden verursachen.
Während Dornen im Grunde nur spitz sind, haben Stacheln einen kleinen Haken, der sich schnell mal in die Haut bohren und diese bei einer heftigen Bewegung aufreißen kann. Und schon ist das Malheur passiert: Die Wunde beginnt ganz scheußlich zu bluten und zu schmerzen. Und selbst wenn es nur ein kleiner Kratzer ist, aus dem kaum Blut austritt, sollten Sie nicht leichtsinnig sein und Sofortmaßnahmen einleiten:
- Jede offene Wunde sollte so schnell wie möglich desinfiziert werden.
- Es ist immer wieder zu lesen, dass man Wunden mit Leitungswasser auswaschen soll. Dies ist aber nicht sinnvoll, da Leitungswasser nicht steril ist und so weitere Bakterien in die Wunde gelangen können.
- Bei kleinen Wunden genügt es, diese mit einem Pflaster oder einem Wundverband zu versorgen.
- Mit größeren Wunden, tiefen Schnitten in der Haut, feststeckenden Dornen oder Stacheln unter der Haut oder Wunden, die nicht aufhören wollen zu bluten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
- Sofern die Wunde nicht ärztlich versorgt wird, ist diese zu beobachten. Entzündet sie sich, bildet sich Eiter, wird die Haut rund um die Wunde rot und vergrößert sich die Verfärbung und fängt die Wunde an zu pochen, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Denn dann kann sich im schlimmsten Fall eine Sepsis, also eine Blutvergiftung entwickeln. Noch immer herrscht bei vielen der Irrglaube, dass ein roter Strich, der von der Wunde in Richtung Herzen geht, eine solche Blutvergiftung anzeigt. Das ist jedoch falsch! Ist ein solcher Strich zu erkennen, hat dies nichts mit einer Sepsis zu tun, sondern mit einer entzündeten Lymphbahn, aus der wiederum eine Blutvergiftung entstehen kann.
- Wenn auch selten der Fall, kann eine offene Wunde Eintrittsportal für weitere Viren und Bakterien sein, die sich in der Erde befinden und zu Folgeerkrankungen führen können. Dazu zählen vor allem Streptokokken, Staphylokokken, Clostridien und das Hantavirus.
Leitern, Bäume, Dächer
Das Ernten von Äpfeln oder Kirschen, das Schneiden von Hecken oder das Säubern von Dachrinnen – wenn es im Garten hoch hinausgeht, dann ist immer die Gefahr eines Sturzes gegeben. Ein unachtsamer Schritt, eine kleine Ablenkung, eine unsicher stehende Leiter – ein Sturz kann böse enden! Wer seinen Arbeitsbereich nach oben verlegt, sollte also immer gut aufpassen. Wer dagegen unsicher ist, wer Höhenangst hat oder wem schnell schwindlig wird, der hat auf einer Leiter nichts verloren. Zudem sollten Sie nicht auf Leitern steigen, wenn Sie sich krank fühlen. Und auch ältere Menschen sollten genau überlegen, ob sie sich noch in schwindelnde Höhen begeben wollen, denn das Sturzrisiko steigt mit dem Alter.
Wie die Erste-Hilfe-Maßnahmen nach einem Sturz aussehen sollten, hängt natürlich davon ab, wie Sie sich verletzt haben. Dennoch gilt der Grundsatz: Lieber einmal mehr zum Arzt als einmal zu wenig.
- Verstauchungen
Lagern Sie den Fuß oder den Arm hoch. Kühlen Sie die betroffene Stelle und legen Sie eine Kompressionsbandage an. Ruhen Sie sich aus und belasten Sie das Gelenk nicht zu stark. Vorsichtige Bewegungen sind – je nach Befinden – möglich. Leichte Verstauchungen benötigen rund 2 Wochen zur Heilung.
- Bänderzerrung, Bänderdehnung, Bänderriss
Da ein Laie kaum erkennen kann, um welche Verletzung es sich handelt, sind Maßnahmen wie Ruhigstellen, Hochlagern und Kühlen in jedem Fall richtig. Auch eine Kompression kann helfen. Bei allen drei Verletzungen schwillt der betroffene Bereich an, bei einem Bänderriss kommt meist noch ein Bluterguss hinzu. Während eine Bänderzerrung bzw. Bänderdehnung meist innerhalb von 2 Wochen ausheilt, dauert es beim Bänderriss bis zu 6 Wochen.
- Bluterguss
Blutergüsse treten dann auf, wenn nach Stürzen, Stößen oder Schlägen Blutgefäße reißen und das Blut in das umliegende Gewebe einblutet. Dies kann relativ harmlos sein, kann aber auch mit Prellungen, Quetschungen, Bänderrissen oder Knochenbrüchen einhergehen. Tritt ein Bluterguss auf, sollte die betroffene Stelle in jedem Fall ruhiggestellt werden, damit sich der Erguss nicht vergrößert. Auch ein Hochlagern ist sinnvoll, ebenso das sofortige Kühlen. Ein Bluterguss kann sich im Laufe des Abbauprozesses in unterschiedlichen Farben zeigen. Dazu gehören Rot (Anfangsstadium), Blau (Blut gerinnt), Braun oder Schwarz (Hämoglobin wird zu einem Gallenfarbstoff), Dunkelgrün (Abbauprodukt Biliverdin), Gelb oder Braun (Abbauprodukt Bilirubin)
- Knochenbrüche
Knochenbrüche können sich ganz unterschiedlich äußern. Meist ist die betroffene Stelle sehr schmerzhaft und schwillt stark an. Auch Blutergüsse sind möglich. Es gibt aber auch Fälle, in denen man den Knochenbruch nicht bemerkt, weil keine Schwellung auftritt. So kann ein Bruch mit einer Prellung oder dergleichen verwechselt werden. Erkennbar sind Brüche auch, wenn es zu Verformungen, etwa des Fuß- oder des Handgelenkes kommt. Wichtig bei Knochenbrüchen ist, dass die betroffene Stelle ruhiggestellt wird. Kühlung mit nassen Tüchern oder Wasser kann Linderung verschaffen. Danach sofort einen Arzt aufsuchen oder den Notruf tätigen.
Gartengeräte
Die Messer des Rasenmähers, die Schneiden der Heckenschere, die Spitzhacke, die Gartenkralle oder gar der Rechen – all das sind Gartengeräte, die mit Vorsicht verwendet werden sollten. Ein unachtsamer Augenblick, schon kann die Hacke im Fuß stecken, die Gartenkralle einen Finger verletzen oder die Heckenschere tiefe Fleischwunden verursachen. In diesen Fällen ist schnelles Handeln angesagt:
- Kleinere Wunden sollten desinfiziert werden und können unter Beobachtung mit Pflastern oder Wundverbänden versorgt werden. Wichtig ist, dass sich keine Blutvergiftung entwickelt. Achten Sie dabei auf Warnhinweise wie Entzündungen, Eiter, rote Haut oder Pulsieren der betroffenen Stelle. In diesen Fällen suchen Sie bitte einen Arzt auf.
- Bei größeren Wunden, die stark bluten und die Haut oder das Gewebe tief verletzt haben, sollte die Blutung gestoppt werden. Dazu wird möglichst keimfreies Material wie Mullkompressen oder Verbände mit starkem Druck auf die Wunde gedrückt. Ist nichts davon vorhanden, können Sie auch Tücher, Handtücher, Decken etc. nehmen. Wichtig ist erst einmal, dass die Blutung nachlässt. Danach sofort den Notruf oder den notärztlichen Dienst verständigen.
- Werden Körperteile wie Finger oder gar Hände abgetrennt, sofort mit keimfreiem Material die Blutung stillen, wenn möglich einen Druckverband anlegen. Notfalls lebensrettende Maßnahmen einleiten (siehe Kapitel „Im Zweifel Hilfe anfordern“) und den Notruf verständigen. Wichtig: Das abgetrennte Körperteil in ein trockenes und steriles Tuch wickeln und wenn möglich mit Eis kühlen.
Überlastungen
Für längere Zeit dieselben Bewegungen durchführen (Obst ernten, Laub rechen etc.), zu lange mit gebeugtem Rücken arbeiten (Unkraut jäten, Blumen einpflanzen etc.) oder diffizile Arbeiten mit den Fingern bewältigen (Fugen von Unkraut und Moos befreien, Gartengeräte reparieren etc.) – all das kann zu Überbelastungen des Bewegungsapparates führen. Sie sollten daher immer ausreichend Pausen einlegen und bei Schmerzen die Arbeiten lieber auf mehrere Tage aufteilen. Denn wer nicht auf die Warnsignale des Körpers hört, der muss mit länger anhaltenden Schmerzen rechnen.
- Die harmloseste Erscheinung bei einer Überlastung ist der Muskelkater. Dabei gibt es in den Muskelfibrillen kleine Einrisse, wodurch es in der Folge zu Entzündungsreaktionen kommt (die typischen Schmerzen). Dies hört sich schlimm an, ist es aber nicht, denn die Fasern heilen selbstständig aus. Wichtig ist aber, dass Sie bei einem Muskelkater die Arbeit einstellen und sich die nächsten Tage schonen. Unterstützend wirken Wärme, etwa ein Saunagang oder ein heißes Bad, und lockere Bewegungsübungen. Dann sollte der Muskelkater innerhalb weniger Tage überstanden sein.
- Auch bei Rückenschmerzen nach der Gartenarbeit sind es die Muskeln, die sich melden. Und auch in diesem Fall helfen Schonung und Wärme weiter.
- Eine Überlastung kann zudem Gelenke und Sehnen betreffen, was meist von einer falschen Haltung bei der Gartenarbeit herrührt. Betroffen sind dabei vor allem Handgelenke, Fußgelenke und Knie. Bei dauerhafter Überlastung können sich beispielsweise eine Sehnenscheidenentzündung, ein Tennisarm oder sogar eine Arthrose bilden. Daher bei Schmerzen die Arbeit einstellen, sich ausruhen und gegebenenfalls Schmerzsalben zum Einreiben nutzen. Da es sich bei Gelenkschmerzen um Entzündungen handelt, hilft auch die Behandlung mit Kälte.
Grill, Gartenfackeln, Feuerschalen
Auch wenn Grill, Gartenfackeln oder Feuerschalen nichts mit Gartenarbeit zu tun haben, möchten wir diesen Bereich dennoch ansprechen. Denn wer zur Grillparty einlädt, einen gemütlichen Abend an der Feuerschale genießt oder mit Gartenfackeln für Stimmung sorgt, ist vor Verletzungen nicht gefeit. Feuer ist bei unsachgemäßem Handeln gefährlich und kann schwere Verbrennungen nach sich ziehen.
Brandverletzungen werden in 4 Grade eingeteilt:
- Verbrennungen 1. Grades: Hierbei ist nur die Epidermis betroffen, die Brandverletzungen heilen von selbst aus. Symptome sind gerötete Haut, evtl. Schwellungen, Schmerzen.
- Verbrennungen 2. Grades: Hierbei können die Verbrennungen tiefer in die Haut eindringen, wodurch diese einen weißen Wundgrund bildet. Eine ärztliche Behandlung ist ab diesem Grad der Verbrennung zwingend notwendig. Symptome sind stark gerötete Haut, Blasenbildung, starke Schmerzen.
- Verbrennungen 3. Grades: Hierbei werden die drei Hautschichten Epidermis, Dermis und Subcutis vollständig zerstört. Symptome sind weiße Gewebeschäden, die Haut hängt zum Teil in Fetzen herunter, Schmerzen sind durch zerstörte Nerven nicht vorhanden.
- Verbrennungen 4. Grades: Hierbei können zusätzlich zu den Hautschichten das Unterfettgewebe, Muskeln, Sehnen und sogar Gelenke und Knochen betroffen sein. Symptome sind verkohlte schwarze Haut, Schmerzen sind nicht vorhanden.
Kommt es zu einer Verbrennung 1. Grades, kann die betroffene Hautstelle unter fließendem Wasser gekühlt werden. Eis oder Kühlpacks sollten nicht verwendet werden, da durch die sehr niedrigen Temperaturen das Gewebe zusätzlich geschädigt werden könnte. Leichte Verbrennungen können anschließend mit Brandsalben behandelt werden. Ärztliche Versorgung ist bei Brandverletzungen ab Grad 2 zwingend nötig. Übrigens kann ein Sonnenbrand bereits zu Verbrennungen 2. Grades führen!
Im Zweifel Hilfe anfordern
Eigenbehandlung und Eigenmedikation kann unter Umständen kontraproduktiv sein. Wenn Sie sich unsicher sind, suchen Sie auf jeden Fall ärztliche Hilfe. Im Notfall ist immer die 112 für den Rettungsdienst (bei lebensbedrohlichen Verletzungen) oder die 116117 für den ärztlichen Notdienst (bei nichtlebensbedrohlichen Verletzungen) zu verständigen.
Wenn Sie einen Unfall sehen oder zu einer verletzten Person kommen, überzeugen Sie sich zuerst vom Gesundheitszustand:
- Ist die Person noch ansprechbar oder ist sie bewusstlos?
- Atmet die Person noch selbstständig?
- Bei Bewusstlosigkeit aber selbstständigem Atem wird die Person in die stabile Seitenlage gebracht.
- Bei Schock Beine hochlagern.
- Bei Atemstillstand Herz-Lungen-Wiederbelebung
- Notruf absetzen
Schutz- und Sicherungsmaßnahmen – so vermeiden Sie Verletzungen
Mit geeigneten Maßnahmen können Sie Verletzungen im Garten gut eindämmen. Folgendes sollten Sie dabei berücksichtigen:
- Schützen Sie Ihre Hände immer mit Gartenhandschuhen, die Verletzungsgefahr ist dabei deutlich geringer.
- Beim Arbeiten mit Mähern, Heckenscheren, Laubbläsern, Rasentrimmern etc. können Arbeitsbrillen vor umherfliegenden Gegenständen schützen.
- Beim Umgang mit scharfen Gartenwerkzeugen tragen Sie bitte Arbeitshandschuhe.
- Bei Gartenarbeiten sollten Sie immer lange Kleidung tragen, um Arme und Beine zu schützen. Im Idealfall nutzen Sie Schutzbekleidung.
- Tragen Sie festes Schuhwerk.
- Fassen Sie nie in ein laufendes Gartengerät! Wird eine Reinigung oder Reparatur notwendig, dann müssen Geräte vom Strom getrennt werden.
- Bedienen Sie ein Gartengerät nur dann, wenn Sie wissen, wie es funktioniert.
- Überprüfen Sie die Gartengeräte auf ihre Funktionstüchtigkeit.
- Legen Sie regelmäßige Pausen ein, um eine Überlastung zu vermeiden.
- Sorgen Sie immer für einen sicheren Stand bei Leitern und achten Sie darauf, dass die Leiter intakt ist.
- Beim Umgang mit Feuer sollte Wasser griffbereit sein (Gartenschlauch, Eimer, Feuerlöscher)
- Verwenden Sie beim Grillen keinesfalls Brandbeschleuniger!
- Halten Sie immer einen Erste-Hilfe-Kasten parat.
- Haben Sie am besten immer ein Telefon griffbereit, um im Notfall Hilfe rufen zu können.
- Denken Sie an eine regelmäßige Auffrischungsimpfung gegen Tetanus.
Fazit: Wer bei der Gartenarbeit vorsichtig ist, alles in Ruhe angeht, auf Warnsignale des Körpers hört und sich nicht ablenken lässt, hat alles dafür getan, dass Verletzungen erst gar nicht entstehen können. Schließlich wollen wir unseren Garten genießen und nicht durch einen Krankenhausaufenthalt ersetzen.