Möchten Sie Pflanzen selbst vermehren, gibt es verschiedene Techniken. Abhängig von der Art der Pflanze kommt es auch darauf an, zu welchem Zeitpunkt Sie vermehren. Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Möglichkeiten der Vermehrung und wie sie bei den einzelnen Pflanzenarten am besten gelingt.
Techniken der Pflanzenvermehrung: generative und vegetative Vermehrung
Bei der Vermehrung von Pflanzen werden die generative (geschlechtliche) sowie die vegetative (ungeschlechtliche) Vermehrung unterschieden. Die generative Vermehrung erfolgt durch Samen. Die Pflanzen, die durch diese Samen entstehen, können andere genetische Merkmale als die Elternpflanzen aufweisen, da das Erbgut der Elternpflanzen miteinander kombiniert wird. Wünschenswerte Eigenschaften der Pflanzen können im Laufe der Zeit bei der Vermehrung durch Samen verlorengehen.
Anders sieht es bei der vegetativen Vermehrung aus. Die auf diese Weise gewonnenen Jungpflanzen tragen exakt die gleichen Merkmale wie die Elternpflanzen. Diese Merkmale bleiben auch weiterhin erhalten, wenn die inzwischen erwachsenen Pflanzen wieder auf diese Weise vermehrt werden. Für die vegetative Vermehrung gibt es abhängig von der Art der Pflanzen mehrere Möglichkeiten.
Vermehrung durch Samen: wichtig bei einjährigen Pflanzen
Auch wenn wünschenswerte Eigenschaften der Pflanzen bei der Vermehrung durch Samen im Laufe der Zeit verlorengehen, kann auf diese Vermehrung nicht verzichtet werden. Sie ist die Basis für Pflanzenzüchtungen, da durch Selektion neue Pflanzen hervorgebracht werden können, beispielsweise mit höherer Widerstandskraft gegen Krankheiten, höheren Erträgen oder einer exzellenten Blütenfarbe. Elternpflanzen mit bestimmten Merkmalen werden kombiniert, um solche Eigenschaften zu erhalten.
Bei fast allen Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken, Bohnen, Erbsen oder Kohl, aber auch bei einjährigen Nutzpflanzen in der Landwirtschaft wie Mais, Weizen oder Gerste ist die Vermehrung fast ausschließlich durch Samen möglich. Bei der Vermehrung durch Samen ist es schwieriger als bei der vegetativen Vermehrung, möglichst genetisch einheitliche Pflanzen zu erhalten. Beim Befruchtungsvorgang müssen Verunreinigungen durch Pollen anderer Sorten ausgeschlossen werden.
Tipp: Die Vermehrung durch Samen kann im Garten unerwünschte Folgen haben. Die Befruchtung erfolgt durch Bienen und Hummeln, die Pollen von anderen Pflanzen übertragen. Verwenden Sie daher keinen Samen von Kürbis, Zucchini oder Gurken aus Ihrem Garten. Die entstehenden unechten Sorten schmecken nicht nur bitter, sondern sie können auch giftig sein.
Vegetative Vermehrung: verschiedene Methoden, abhängig von der Pflanzenart
Bei der vegetativen Vermehrung werden abhängig von der Pflanzenart mehrere Methoden unterschieden:
- Ableger oder Wurzelausläufer bilden sich bei zahlreichen Pflanzenarten, beispielsweise die Ausläufer der Erdbeere. Sie können einfach von der Mutterpflanze getrennt, mit dem Spaten ausgehoben und an einem anderen Ort eingepflanzt werden. Einige Pflanzen bilden unterirdische Rhizome, die einfach abgestochen werden können.
- Die Teilung dient nicht nur der Vermehrung, sondern sie ist auch eine Form der Verjüngung, wenn die Mutterpflanze zu groß geworden ist. Die Mutterpflanzen überaltern im Laufe der Zeit und blühen kaum noch. Für die Teilung stechen Sie mit dem Spaten Teile der Pflanze ab, die Sie an einem anderen Ort einpflanzen. Teilen können Sie auch Zwiebelpflanzen wie Tulpen, Gladiolen oder Narzissen. Lösen Sie die Tochterzwiebeln von der Mutterzwiebel und setzen Sie sie ins Beet.
- Stecklinge ermöglichen eine einfache Vermehrung, weshalb diese Vermehrungsmethode auch weit verbreitet ist. Bei den Stecklingen handelt es sich um unbewurzelte Triebabschnitte, die am unteren und am oberen Ende jeweils über ein Auge verfügen. Schneiden Sie die Stecklinge von jungen, grünen Trieben und stecken Sie sie in Töpfe mit Anzuchterde. Um die Stecklinge vor dem Austrocknen zu schützen, decken Sie sie mit Kunststofffolie ab. Im Laufe der Zeit bilden die Stecklinge Wurzeln und wachsen zu eigenständigen Pflanzen heran.
- Um Steckhölzer handelt es sich, wenn Triebstücke ohne Laub im Winter in die Erde gesteckt werden, um Wurzeln zu schlagen und zu eigenständigen Pflanzen heranzuwachsen.
Es gibt noch andere Formen der Vermehrung, beispielsweise das Abmosen oder die Vermehrung durch Meristeme, die auch als In-Vitro-Kultur bezeichnet wird. Diese Vermehrungsformen sind jedoch bei Hobbygärtnern kaum gebräuchlich.
Veredelung von Gehölzen: Sonderform der vegetativen Vermehrung
Eine Sonderform der vegetativen Vermehrung ist die Veredelung von Gehölzen, bei der zwei Pflanzen zu einer verbunden werden. Sie wird bei Obst- und Ziergehölzen angewendet, wenn Stecklinge nicht über die gewünschten Eigenschaften verfügen. Ein Edelreis oder Edelauge wird auf eine Unterlage aufgepfropft. Diese Unterlage verfügt zumeist über eine Wurzel und ein Stammstück. Als Veredelungsunterlage kümmen überwiegend Wildformen zum Einsatz, die bei Obstbäumen häufig die Wuchsstärke beeinflusst.
Vermehrung zum richtigen Zeitpunkt: Einfluss auf die Entwicklung der Pflanzen
Bei der Vermehrung kommt es nicht nur darauf an, die kräftigsten Ableger oder Teilstücke der Pflanzen zu verwenden oder möglichst sortenreines Saatgut zu erhalten. Damit die Jungpflanzen kräftig heranwachsen oder gute Erträge bringen, ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Vermehrung zu finden. Die Tabelle zeigt Ihnen, wann und wie Sie die verschiedenen Pflanzenarten vermehren.
Jahreszeit und Monate | Vermehrungsmethode | Pflanzenarten |
Frühjahr: März bis Mai | Absenker, Ableger oder Ausläufer | fast alle Kletterpflanzen, japanischer Schneeball, Duftschneeball, Magnolie, Zaubernuss, Clematis, Berberitze, Flieder, Brombeere, Himbeere, Winterschneeball, Ranunkelstrauch |
Stecklinge | Margerite, Tränendes Herz, Rittersporn, Flieder | |
Teilen | Gräser, Duftnessel, Eisenhut, Elfenblume, Herbstastern, Minze, Purpursonnenhut, Schafgarbe, Schmucklilie, Salbei, Zitronenmelisse, Schnittlauch | |
Aussaat | Kerbel, Dill, Petersilie, Stockrosen, Sommerblumen im Beet | |
Aussaat im Gewächshaus im März, dann im Mai auspflanzen | Gurken, Hülsenfrüchte und Schoten, Auberginen, Tomate, Zucchini, Kürbis | |
Frühsommer: Juni | Absenker | Rhododendron |
Stecklinge | Buchsbaum, Deutzie, Berberitze, Chrysanthemen, Phlox, Perückenstrauch, Ranunkelstrauch, Rosen, Sommerflieder, Salbei, Steppensalbei, Thymian, Strauchveronika, Clematis, Wasserdost, Zwergmispel, Zaubernuss | |
Aussaat | Gewürzfenchel, Anis, Portulak, Sommerbohnenkraut | |
Sommer: Juni bis August | Rhizome | Sibirische Schwertlilie, Bartiris |
Stecklinge | alle Kübelpflanzen mit unverholzten Trieben, Oleander, Lavendel, Engelstrompete, Fünffingerstrauch, Hartriegel, Geranie, Jasmin, Hortensie, Kornelkirsche, Johannisbeere, Kulturheidelbeere, Oregano, Preiselbeere, Passionsblume, Salbei, Rosmarin, Schönmalve, Strauchbasilikum, Stechpalme, Zitronenverbene, Thymian | |
Hochsommer: Juli und August | Ausläufer abstechen | Erdbeere |
Rhizomschnittlinge, -stecklinge | Kaukasusvergissmeinnicht, Balkanstorchschnabel, Pyrenäenstorchschnabel, Storchschnabel | |
Stecklinge | Bougainvillea, Kirschlorbeer, Kolkwitzie, Feuerdorn, Spierstrauch, Schneeball, Sanddorn, Liguster, Spindelstrauch | |
Samen sammeln | Sonnenblumen | |
Veredeln | Magnolie, Pfirsich, Aprikose, Rosen, Zierapfel, Mandeln | |
Spätsommer: August und September | Risslinge | Eibe, Thuja, Wacholder, Scheinzypresse |
Absenker | Johannisbeeren, Haselnuss, Kiwi, Stachelbeere, Kulturheidelbeere, Weinrebe | |
Samen sammeln | Fingerhut, Eisenhut, Hülsenfrüchte und Schoten, Gemüse, Sommerblumen | |
Bewurzelung im Wasserglas | Oleander, Enzianstrauch, Buntnessel | |
Herbst: September bis November | Rhizome teilen | Taglilien |
Rhizomschnittlinge, -stecklinge | Himalaya-Storchschnabel, Bergenie, Schaublatt, Salomonssiegel | |
Steckhölzer | Rosen | |
Stecklinge | Heide, Fuchsien, Immergrün, Hibiskus, Wandelröschen, Seidelbast, Kübelpflanzen mit verholzten Trieben | |
Wurzelschnittlinge | Balkan-Bärenklau, Blut-Storchschnabel, Anemone, Kugeldistel, Türkischer Mohn, Flockenblume, Tränendes Herz | |
Teilen | Funkien, Brennende Liebe, Akelei, Purpurglöckchen, Rhabarber, Gefleckte Taubnessel, Woll-Ziest | |
Aussaat | Christrose, Akelei, Nieswurz, Eisenhut, Rosen, Silberkerze, Pfingstrose, Wolfsmilch | |
Winter: Dezember bis Februar | Steckhölzer | Forsythie, Johannisbeeren, Flieder, Holunder, Tartarischer Hartriegel, Weigelie, Liguster |
Veredeln | Apfel, Birne, Beerenhochstämmchen, Kirsche, Weinrebe, Felsenbirne |