Das Füttern von Vögeln, gerade im Winter, ist bei vielen Gärtnern und Balkonisten ein langer und regelmäßiger Brauch. Doch schon bei der Frage, ob man Vögel auch das ganze Jahr über füttern sollte, scheiden sich die Geister. Viele tun dies mittlerweile, um bedrohte Arten zu unterstützen. Doch das bringt laut Naturschutzbund kaum etwas bis gar nichts.
Viele Vogelarten sind nicht gefährdet
Der Grund: In den Garten kommen im Schnitt zwischen 10 und 15 Vogelarten, darunter vor allem Amseln, Rotkehlchen, Meisen und Finken. Unter diesen Vogelarten sind kaum welche, die tatsächlich gefährdet sind. Stattdessen sind es Arten, deren Population stabil ist oder sogar wächst. So gesehen ist die Ganzjahresfütterung zwar nicht falsch, trägt aber zu einem Erhalt der Artenvielfalt nichts bei. Das Vogelsterben hat somit andere Folgen als die Suche nach Futter, denn davon finden die Tiere reichlich.
10 Punkte, die beim Füttern von Vögeln wichtig sind
Im Winter sieht das womöglich anders aus und daher ist es durchaus sinnvoll, in der kalten Jahreszeit Futterstellen für Vögel anzubieten. Doch dabei kann man zahlreiche Fehler machen, die dafür sorgen, dass Vögel das Futter nicht annehmen oder davon sogar krank werden. Folgendes gilt es zu beachten:
Rechtzeitig mit dem Füttern beginnen
Wenn Sie das ganze Jahr über Vögel füttern, entfällt dieser Punkt für Sie. Ansonsten sollten Sie nicht zu spät mit der Fütterung beginnen. Das Aufstellen und Bestücken von Vogelhäuschen beim ersten Frost ist definitiv zu spät. Bereits im Herbst, selbst wenn es tagsüber noch recht mild ist, sollten Sie mit der Fütterung beginnen. Die Gründe sind vielfältig:
- An warmen Tagen fliegen Vögel häufiger als an kalten. Somit können sie bereits vor dem Winter die Futterstellen finden und wissen in der kalten Jahreszeit genau, wo es etwas gibt.
- Vögel, die das ganze Jahr bei uns bleiben, suchen sich im Winter oft ein Quartier in der Nähe von Futterquellen. Da diese Suche im Herbst beginnt, ist es sinnvoll, bereits dann das Futterhäuschen zu bestücken. Zu den Standvögeln gehören zum Beispiel Amsel, Drossel, Rotkehlchen, Fink, Meise, Buntspecht, Zeisig, Star, Sperling, Elster, Zaunkönig und auch der Rotschwanz.
- Selbst im Herbst haben sich Jungvögel noch nicht selbstständig gemacht und sind weiterhin mit den Eltern unterwegs. Zusammen mit ihnen ist das Finden von Futterhäuschen besonders einfach.
Passende Futterstellen einrichten
Vögel können auf ganz unterschiedliche Art gefüttert werden. Nicht immer ist jede Futterstelle aber auch überall geeignet. So ist eine Bodenfütterung im Garten nicht sinnvoll, da hier Raubtiere nach den Vögeln trachten können – auf dem Balkon wäre dies aber eine Option.
Futterhäuser können Sie sowohl auf entsprechenden Holzhalterungen fix und fertig kaufen, sie lassen sich aber auch an Baumstämmen, Hauswänden und Pfosten anbringen oder in Baumkronen hängen. Ebenfalls gut aufhängen lassen sich Futtersäulen-Spender und Drahtgitter-Silos. Besonders praktisch ist, dass hier das Futter trocken bleibt und regelmäßig nachrutscht. Große Vögel wie Krähen und Elstern, aber auch Eichhörnchen können aus diesen Behältern kein Futter holen und bleiben somit fern.
Wenn Sie sich für Meisenknödel entscheiden, die Sie im Übrigen auch selbst machen können, nehmen Sie bitte keine Futtermittel, die mit einem Plastiknetz versehen sind. Dort können sich Vögel verhaken, nicht mehr selbstständig befreien und im schlimmsten Fall verletzen oder gar sterben.
Das richtige Futter anbieten
Was fressen Vögel und was dürfen sie keinesfalls bekommen? Nur mit dem richtigen Futter können Sie die Tiere gesund ernähren. Vögel unterteilen sich in Bezug auf die Nahrung in drei Kategorien:
- Weichfutterfresser: Diese Vögel suchen ihre Nahrung normalerweise am Boden, wo sie Insekten, aber auch vom Baum gefallenes Obst und Beeren fressen.
- Körnerfresser: Diese Vögel ernähren sich vorwiegend von Samen aller Art. Dabei dient der kräftige Schnabel, der kürzer und dicker ist, als bei den Weichfutterfressern, als Werkzeug, um die Samen aufzubrechen.
- Allesfresser: Der Name sagt es schon, sie fressen sowohl weiche, wie auch harte Nahrung.
Wenn Sie sich für eine Winterfütterung entscheiden, dann sollten Sie den Vögeln entsprechende Nahrung anbieten:
- Weichfutterfresser, zu denen Rotkehlchen, Zaunkönig, Star, Amsel, Drossel, Kleiber, Specht, Zaunkönig und Heckenbraunelle gehören, bevorzugen Obst und Beeren (frisch und getrocknet), Rosinen, Haferflocken, gemahlene Nüsse, Mohn und Kleie.
- Körnerfresser, zu denen Sperling, Ammer, Stieglitz, Zeisig, Kernbeißer und Fink gehören, bevorzugen Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Mohn, Lein, Buchweizen und weitere Sämereien.
- Allesfresser, zu denen Meise, Specht, Kleiber, Dohlen, Elstern und Eichelhäher gehören, sind nicht wählerisch und fressen demnach sowohl Weichfutter, als auch Körner.
Was alle Vögel gerne fressen und was eine sehr gehaltvolle Nahrung darstellt, sind Meisenknödel. Diese gibt es im Handel bevorzugt für Körnerfresser, wer sie selbst machen möchte, kann sie aber auch mit Nahrung für Weichfutterfresser bestücken.
Achtung: Füttern Sie auf keinen Fall Brot, rohen Reis oder Grieß, da diese Nahrung in den Mägen der Vögel aufquillt und zum Tod führen kann!
Natürliche Futterquellen mit einbeziehen
Wenn Sie in Ihrem Garten mehrere Beerenbüsche haben, die auch im Winter Früchte tragen, dann macht es wenig Sinn, direkt daneben ein Vogelhaus mit einem Nahrungsangebot für Weichfutterfresser oder Allesfresser anzubieten. Beziehen Sie daher natürliche Futterquellen im Garten mit ein. Sträucher, die auch im Winter für Vögel eine Nahrungsquelle darstellen, sind zum Beispiel Sanddorn, Berberitze, Eberesche, Ilex, Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Wacholder, Zierquitte, Zierapfel, Weißdorn und auch die Felsenbirne.
Regelmäßig füttern
Eine Futterstelle für Vögel sollte immer gut gefüllt sein, damit die Vögel auch etwas finden. Da es sich im Winter meist um Standvögel handelt, die bei Ihnen vorbeischauen, wissen die Tiere genau, wo Nahrung angeboten wird. Finden sie dort nichts, weil Sie das Futterhäuschen eben nicht regelmäßig wieder auffüllen, dann werden sie sich andere Stellen suchen und Ihren Garten meiden. Füllen Sie am besten immer abends auf, denn über Nacht verbrauchen die kleinen Fellbällchen besonders viel Energie und benötigen am Morgen entsprechende Nahrung.
An passenden Orten füttern
Orte, an denen Sie Futter anbieten, sollten gut anzufliegen sein. Sie sollten etwas geschützt aufgestellt werden, damit sich die Tiere sicher fühlen. In der Nähe von Bäumen oder Büschen wäre ideal. Auch ist es sinnvoll, dass das Vogelhaus nicht direkt in einer Windschneise steht. Wenn möglich, hängen Sie das Vogelfutter so auf, dass es nicht von Regen oder Schnee durchnässt wird.
Futterstellen vor Raubtieren sichern
Achten Sie beim Anbieten von Vogelfutter auch darauf, ob die Futterstellen Raubtieren zugänglich sind. Wenn die Nachbarskatze durch Ihren Garten streift, sind Vögel in Gefahr. Eine Futterstelle, die auf dem Boden steht oder in einer Höhe, in die eine Katze sehr leicht gelangt, sind potenzielle Risiken.
Da sich auch andere Tiere wie Mäuse, Ratten oder Eichhörnchen über das Vogelfutter hermachen können, sollten Sie beim Anbringen der Futterstellen auch darauf achten.
Mehrere Futterstellen aufstellen
Damit es keine Rangeleien um das Futter gibt, macht es Sinn, mehrere Futterstellen im Garten aufzustellen. Aber auch deshalb, weil die Vögel – wie oben beschrieben – mehrere Vorlieben haben. Wird beispielsweise nur eine Futterstelle mit Obst und Beeren eingerichtet, haben Körnerfresser das Nachsehen. Genauso ergeht es Weichfutterfressern, wenn nur Sonnenblumenkerne und Sämereien angeboten werden.
Futterstellen regelmäßig reinigen
Die Hygiene an einer Vogelfutterstelle ist besonders wichtig. Die Vögel kommen nicht nur zum Fressen hierher, sie hinterlassen dabei auch so einiges, was nicht hierher gehört. Auch das Futter selbst – besonders wenn es sich um frisches Obst oder Beeren handelt – kann mit der Zeit schlecht werden. Daher sollten Sie beim Nachfüllen die Futterstelle kontrollieren und altes Futter entfernen. Eine Reinigung ist ein- bis zweimal im Monat sinnvoll – je nachdem, wie frequentiert die Futterstelle ist. Reinigen Sie am besten mit heißem Wasser und einer Bürste. Der Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln wird nicht empfohlen, Reste davon können den Vögeln schaden.
Wasser nicht vergessen
Vögel benötigen neben Nahrung auch regelmäßig Wasser. Da die natürlichen Wasserquellen für die Tiere bei kalten Temperaturen nicht selten zugefroren sind, ist ein Wasserangebot besonders wichtig. Und auch das Baden lassen sich die Tiere im Winter nicht nehmen. Sie reinigen damit ihr Gefieder und befreien sich von Schmutz und Parasiten.
Wenn die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen, ist die Gabe von Wasser kein Problem. Was aber, wenn es friert? Dann gibt es zwei recht einfache Möglichkeiten:
- Gießen Sie regelmäßig lauwarmes Wasser nach. Das ist natürlich nur möglich, wenn Sie zuhause sind. Aber es wirkt, denn bis das Wasser wieder zu frieren beginnt, dauert es mehrere Stunden.
- Bauen Sie sich eine eigene beheizte Wassertränke bzw. ein Wasserbad. Dazu nehmen Sie einen Pflanzstein mit entsprechender Höhe und stellen dort hinein eine breite Kerze, idealerweise ein Grablicht. Nun legen Sie die Wasserschale auf den Pflanzstein und geben Wasser hinein. Die Kerze sorgt dafür, dass das Wasser eisfrei bleibt. Achten Sie darauf, dass die Vögel nicht an die Kerze gelangen können.
Wenn Sie all dies beachten ist die Chance groß, dass Ihr Garten bzw. Ihr Balkon schon bald von zahlreichen Vögeln besucht wird.