Wir sind vor fast 10 Jahren nach Spanien ausgewandert und ich war tatsächlich der Meinung, dass das meinem grünen Daumen nicht schaden würde. Die Rechnung ging aber nicht wirklich auf. Plötzlich grünte und blühte es in unserem Garten nicht mehr, sondern ich hatte entweder knusprige Pflanzen oder sie sind geschwommen. Den Mittelweg zu finden, war gar nicht so einfach. Wie es aber problemlos gelingt, erkläre ich Ihnen in diesem Erfahrungsbericht.
Von Knusper-Pflanzen zu schwimmenden Exemplaren
Spanien heißt Sonne, Sonne und nochmals Sonne und das Wetter war ganz nach meinem Geschmack. Also freute ich mich darauf, die ersten Pflanzen zu kaufen und die Terrasse aufzuhübschen. Gesagt, getan. Neben ein paar kleinen Palmen, Oleander und Bougainvillea zogen auch eine große Menge an Kräutern bei uns ein. Das Problem war nur, dass ich alles im Topf pflanzen musste, da wir im ersten Haus keinen Garten hatten. Aber so schwer konnte das ja nicht sein. In Deutschland hatte ich ja auch sehr viele Pflanzen im Topf auf unserer Terrasse stehen.
Nachdem die Pflanzen eingebuddelt waren, habe ich sie angegossen und ein schönes Plätzchen für sie gesucht. Es war August und dementsprechend heiß. Also war ich der Meinung, dass ich sie täglich gießen muss, damit sie auch genug Wasser bekommen. Schatten gab es auf unserer Terrasse nämlich nicht. Nach kurzer Zeit fingen die Pflanzen an, knusprig zu werden. Die Kräuter hatten schon fast alle den Geist aufgegeben. Obwohl ich sie in den Schatten der größeren Pflanzen stellte, überlebten sie meine „Pflege“ nicht wirklich.
Da auch die großen Pflanzen knusprig wurden, bewässerte ich die Pflanzen vormittags und abends. Schnell fand ich heraus, dass das einfach zu viel war und sie fast ins Dorf schwammen. Also auch falsch. Aber wie fand ich die richtige Bewässerung und vor allem – WO war mein grüner Daumen geblieben? In kürzester Zeit waren fast alle Pflanzen reif für den Friedhof und vorerst traute ich mich nicht mehr ran.
Der richtige Zeitpunkt, um Pflanzen zu kaufen
Nachdem ich mich dann im Netz mit einigen Auswanderern ausgetauscht hatte, fand ich den Fehler. Es war einfach der falsche Zeitpunkt. Eigentlich hätte ich auch selbst darauf kommen müssen. Es war Hochsommer, 40 Grad waren keine Seltenheit und Abkühlung gab es auch in der Nacht nicht, da auch hier das Thermometer teilweise 35 Grad zeigte. Eigentlich logisch, dass dieser Zeitpunkt nicht wirklich der richtige war.
Endlich war dann Oktober und ich machte einen neuen Plan. Ab September steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es öfter mal bewölkt ist und es regnet und Mitte/Ende Oktober sind die Temperaturen recht angenehm, auch wenn es hier noch teilweise 30 Grad sein können. Trotzdem ist dies genau der richtige Zeitpunkt, um Pflanzen zu kaufen. Die Nächte sind wieder angenehm und auch die Pflanzen können sich so etwas von der Hitze tagsüber erholen.
Zudem sollten Sie wissen, dass fast alle Pflanzen in der Gärtnerei unter einem Netzdach stehen. Kein Wunder also, dass meine Pflanzen alle verbrannt sind. Dies hatte ich nämlich nicht beachtet. Sie stehen zwar draußen, aber sind immer durch eine Art Dach geschützt. Dann komme ich und packe die armen Pflanzen in die pralle Sonne. Kein Wunder, dass dies nicht funktionieren kann.
Nachdem alle Pflanzen umgetopft waren, habe ich sie angegossen und direkt mit einem Bewässerungssystem versehen. In jeden Topf, bis auf die Kräutertöpfe, habe ich einen Bewässerungskegel gestellt, sodass Hibiskus, Oleander und auch alle anderen Blumen immer mit Wasser versorgt werden. Gegossen habe ich dann je nach Wetterlage alle drei oder vier Tage und siehe da, sie wuchsen und gediehen prächtig. Auch den nächsten Sommer haben sie sehr gut überstanden, da sie gut angewachsen waren und ich mit den Bewässerungskegeln immer für Wasser sorgen konnte.
Kräuter anbauen – nur wenn es sein muss
Den Anbau von Kräutern habe ich mittlerweile fast komplett eingestellt. Lediglich Basilikum und Petersilie habe ich im Topf angebaut. Alle anderen Kräuter wachsen hier rund um unser Haus und wenn ich Kräuter benötige, gehe ich mit unserem Hund spazieren und pflücke, was ich benötige. So muss ich mir keine Gedanken, um das Wachsen und Gedeihen der Kräuter machen.
Wenn Sie aber nicht das Glück haben, dass die Kräuter rund ums Haus wachsen und Sie sie im Topf kultivieren möchten, empfehle ich, die Töpfe im Juli und August ins Haus zu holen, wenn Sie keinen schattigen Platz haben. Thymian, Oregano, Rosmarin etc. lieben zwar die volle Sonne, aber eben nur, wenn sie im Boden sind. In Töpfen verdunstet das Wasser so schnell, dass die Pflanzen nach wenigen Tagen bereits knusprig sind. Haben Sie also keinen Schatten, stellen Sie die Kräutertöpfe in die Küche, damit Sie beim Kochen immer alles parat haben, was Sie benötigen.
Ob Schnittlauch hier in Spanien in Töpfen angebaut werden kann, kann ich nicht beurteilen. Ich habe schon rund 10 Versuche gestartet und sie sind alle gescheitert, weshalb ich es komplett aufgegeben habe. Dafür wachsen Ingwer, Knoblauch, Paprika, Chili, Avocados, Nektarinen und vieles mehr hervorragend.
In Spanien können Sie aus jedem Kern eine Pflanze ziehen
In Deutschland habe ich ja schon alles eingebuddelt, was man einbuddeln kann. Das Problem war nur, dass keine Pflanze winterhart war und ich es irgendwann aufgab, da ich keinen Dschungel im Wohnzimmer haben wollte. In Spanien jedoch war es kein Problem. Nachdem ich eine Nektarine gegessen hatte, wurde der Kern gesäubert und eingegraben. Gleiches habe ich mit Avocados, Zitronen, Mandarinen etc. gemacht. Es wächst und gedeiht alles fantastisch und wer den Platz dafür hat, kann sich einen außergewöhnlichen Obst- und Gemüsegarten anlegen. Zudem sollten Sie Ausschau halten, welche Bäume und Kräuter im Campo rund um Ihr Haus wachsen.
Hier gibt es sehr oft wilde Mandelbäume, Oliven, Granatäpfel-, Feigen-, Zitronen- oder Orangenbäume. Sind Obstbauern in der Nähe, pflanzen sich nicht selten auch Nektarinen, Pfirsiche etc. aus, die sie dann zu seiner Zeit ernten können. Somit können Sie zu jeder Jahreszeit Obst und Gemüse ernten und sind bestens versorgt, wenn Sie auf einige Dinge achten!
Kurzfassung der Pflanzentipps für Spanien
In Spanien kann alles wachsen und gedeihen und sie benötigen in der Regel keine Samen aus dem Handel. Alles, was Sie verzehren, können Sie eingraben und tatsächlich zum Selbstversorger werden, was Obst und Gemüse betrifft. Worauf Sie aber achten müssen, erfahren Sie hier in der Kurzfassung:
- Der richtige Zeitpunkt beim Pflanzenkauf ist das A und O. Alle Pflanzen, die Sie neu einsetzen möchten, sollten Sie im Herbst kaufen. Pflanzen, die Sie mit Kernen und Samen ziehen, benötigen, wie in Deutschland auch, einen schattigen Platz. Der Zeitpunkt der Anzucht ist im Grunde egal. In die Erde setzen sollten Sie die Pflanzen aber ebenfalls ab September. So ist die größte Hitze überstanden und die Pflanzen haben genügend Zeit, um sich auf die kühleren Temperaturen vorzubereiten.
- Das richtige Gießen ist gar nicht so einfach. In der Hitze neigt man dazu, die Pflanzen häufiger zu gießen, was in der Regel auch richtig ist. Um aber einen guten Mittelweg zu finden, sollten Sie auf Bewässerungskegel oder Ollas setzen. Diese versorgen die Pflanzen immer mit einem Grundstock an Wasser und Sie können besser sehen, wann es wieder Zeit ist, Ihre Kräuter, das Gemüse oder die Blumen zu gießen.
- Auch, wenn die Blüher, das Obst oder die Kräuter die Sonne lieben, ist ein halbschattiger Platz oftmals besser. Bei Pflanzen, die Sie in Töpfen kultivieren, sollten Sie sogar auf pralle Sonne verzichten. Halbschattige Plätze haben sich zumindest im Sommer bestens bewährt. Bei vollsonnigen Plätzen ist das richtige Gießen besonders wichtig.
- Bewässern Sie die Pflanzen auch ab und zu mit dem Schlauch oder spritzen Sie die Blätter ab. In Spanien liegt immer Sand in der Luft. Damit die Pflanzen richtig atmen können und auch Wasser sowie Nährstoffe aus der Luft aufnehmen können, ist es wichtig, dass die Blätter frei von Staub und Schmutz sind. Eine Dusche werden sie lieben und ihnen mit gutem Wachstum danken.
- Auch in Spanien gibt es jede Menge Schädlinge. Im Handel gibt es Düngestäbchen, die auch gegen Schädlinge hilfreich sind. Natürlich sollten Sie auf BIO-Düngestäbchen achten, um die Natur nicht zu belasten. Manchmal ist es aber fast unumgänglich, auch Pestizide und Herbizide einzusetzen. Dies sollte jedoch nur im Notfall erfolgen. Auch nicht, wenn Sie eine Heuschreckenplage im Garten haben. Die Ägyptischen Wanderheuschrecken verbringen wohl auch gerne ihren Urlaub in Spanien und fressen alles, was grün ist. Um einer Plage zu entgehen, sind Hühner die beste Hilfe. Doch auch den Geruch von Knoblauch mag Flip gar nicht. Gleichzeitig können Sie mit Neemöl die vielen Hüpfer aus Ihrem Garten vertreiben. Ist es wirklich zur absoluten Plage gekommen, was ab und an passiert, hilft meist nur noch Pestizide einzusetzen oder zuzusehen, wie Hüpfer alles kahl fressen.
- Leider kommt es in den vergangenen Jahren öfter vor, dass die Temperaturen hier im Süden unter null Grad fallen. Dann ist es natürlich wichtig, die Pflanzen zu schützen. Ist dies nur ein oder zwei Tage der Fall, benötigen Sie kein Vlies oder Schutz. Sind die Temperaturen aber für mehrere Tage gemeldet, sollten Sie Ihre Pflanzen schützen, da sie nicht frosthart sind.
Wenn Sie diese kleinen Tipps beachten, steht einem traumhaften Garten mit viel Obst und Gemüse auch nichts mehr im Wege. Damit die Pflanzen aber erst einmal überleben, achten Sie unbedingt auf den Kauf und den Anbau der Pflanzen im Herbst. Auch im Winter ist es noch möglich. Bedenken Sie aber, dass Januar und Februar die kältesten Monate sind und es hier oftmals zu kalt ist, um Pflanzen zu setzen.