Nachhaltig, stylisch, ressourcenschonend – und leider nicht immer umweltfreundlich. Upcycling ist erst einmal eine gute Idee und wird auch in unseren Gärten immer wieder gerne angewendet. Unter Upcycling versteht man das Wiederverwenden von Produkten, die ausgedient haben und im Normalfall im Müll landen. Sie bekommen somit eine neue Bestimmung und entlasten die Umwelt. Doch es gibt Gegenstände, bei denen man aufpassen muss, denn nicht alles lässt sich umweltfreundlich wiederverwenden. Nehmen wir die am häufigsten verwendeten Gegenstände mal etwas genauer unter die Lupe.
Paletten – auf das Siegel achten
Paletten haben sich zu einem beliebten Upcycling-Gegenstand entwickelt. Man kann daraus tolle Gartenmöbel wie Tische oder Bänke bauen. Auch als Terrassenboden können sie umfunktioniert werden. Senkrecht aufgestellt oder gar an eine Wand genagelt, können dort Blumen, Kräuter und Gemüse angepflanzt werden und auch Hochbeete werden aus dem Holz gefertigt – Paletten sind also vielseitig einsetzbar. Also sollte es bei den aus Holz bestehenden Paletten eigentlich keine Probleme geben.
Pauschal kann schon mal gesagt werden, dass Paletten, die aus der Europäischen Union stammen, bedenkenlos verwendet werden können. Stammen sie aus Ländern, die nicht zur EU gehören, sollten Sie genauer hinsehen. Hier ist nämlich das Siegel wichtig, das im Holz eingebrannt ist. Es zeigt ein Ährensymbol mit dem IPPC-Symbol, ein Kennzeichen des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens. Daneben ist das Kürzel des Herstellerlandes zu finden, dazu eine Länderkennung und eine Registriernummer. Außerdem Buchstaben, die unterschiedliche Bedeutungen haben:
- HT = Heat Treatment (Hitzebehandlung)
- PCP-HT = Portable Chamber Process (Hitzebehandlung)
- FCC-HT = Fast Container Connector (Hitzebehandlung)
- KD = Kiln-Dried (Hitzebehandlung)
- MB = Methyl Bromid (Behandlung mit Methylbromid bzw. Brommethan)
- CT = Chemical Treatment (Chemische Behandlung)
Paletten, die mit Hitze behandelt wurden, sind in der Regel ungefährlich und können im Garten verwendet werden. Mit MB oder CT gekennzeichnete Paletten sollten dagegen nicht genutzt werden, da hier Gefahrenstoffe im Holz lauern, die an die Umwelt abgegeben werden können.
Autoreifen – zu schädlich für den Garten
Ob als Kartoffelturm, als Hochbeet oder auch einfach nur als Pflanzgefäß – alte Autoreifen werden beim Urban Gardening gerne genutzt. Doch darauf sollte man verzichten! Der Grund: In Autoreifen befinden sich Mineralölkohlenwasserstoffe. Dabei handelt es sich um Kohlenwasserstoff-Gemische, die in der Regel aus Rohöl hergestellt werden und chemische Verbindungen verschiedener Größe und Struktur beinhalten. Das hört sich nicht nur schädlich an, das ist es auch.
Diese Mineralölkohlenwasserstoffe können in die Erde gelangen und werden dort von den Pflanzen aufgenommen, die wir in der Folge möglicherweise zu uns nehmen. Sofern wir keine essbaren Pflanzen darin halten, können die Mineralölkohlenwasserstoffe uns nicht schaden, dafür aber den Lebewesen im Boden. Denn das Gift bewirkt, dass Bodenlebewesen sterben können. Auf Autoreifen beim Upcycling sollten Sie also verzichten.
Zinkwannen – Ionen, die Probleme machen können
Alte Gefäße aus Zink, wie Badewannen, Waschschüsseln, Gießkannen, Eimer oder dergleichen sind ein optischer Blickfang in jedem Garten. Sie lassen sich nicht nur bepflanzen, Sie können auch einen Mini-Teich daraus machen. Doch gibt es mit Zinkgefäßen ein Problem?
Um es genau zu sagen: Jein! Viele der genutzten Zinkwannen sind alt. Einst mit einer Schutzschicht versehen, um Rost zu vermeiden, ist diese Schicht im Laufe der Zeit dünn geworden, abgeblättert oder durch Beschädigungen gebrochen. Das bedeutet, dass sich Zink-Ionen, die sich im Metall befinden, lösen und in den Boden gelangen können. Meist passiert das dann, wenn der Boden sehr sauer ist. Die Ionen werden durch Wasser in die Erde gespült, wo sie von den Pflanzen aufgenommen werden. Handelt es sich um Pflanzen zum Verzehr, können die Ionen auch in unseren Organismus gelangen. Zink an sich ist erst einmal nicht schädlich, es gehört sogar zu unseren essentiellen Spurenelementen. Problematisch wird es, wenn die Konzentration zu hoch ist. Sofern Sie nicht hunderte dieser Wannen im Garten haben, sollten einzelne Zinkgefäße kein Problem darstellen.
Einwegflaschen – PET setzt Schadstoffe frei
Einwegflaschen, auch PET-Flaschen genannt, sind die wohl schädlichsten Getränkeflaschen auf dem Markt. PET steht für den Kunststoff Polyethylenterephtalat. Seit 2003 wird auf solche Flaschen Pfand erhoben. Damit sollte gewährleistet sein, dass die Flaschen zurückgegeben und recycelt werden können. Recycling ist erst einmal etwas Gutes, doch im Vergleich zu Mehrwegflaschen, durchlaufen PET-Flaschen einen komplizierten Prozess, der viele Ressourcen benötigt, um wiederaufbereitet zu werden. Aus diesem Grund werden Einwegflaschen auch gerne zum Upcycling im Garten genutzt.
Sie dienen als Wasserspender in großen Blumentöpfen, als Mini-Gewächshäuser oder auch als Behälter, um Pflanzen anzusäen. Selbst als Schutz vor Schnecken können PET-Flaschen genutzt werden. Das Problem: Im Plastik befinden sich zahlreiche Stoffe, die zu Gesundheitsschäden führen können, wie etwa Antimontrioxid und Acetaldehyd. Gerade dann, wenn die Oberfläche beschädigt ist, können diese Stoffe austreten. Am gefährlichsten ist es, wenn aus einer PET-Flasche dauerhaft getrunken wird. Weniger problematisch ist hingegen die Verwendung im Garten. Denn selbst wenn dort die genannten Stoffe austreten, kommen wir mit ihnen nicht direkt in Verbindung. Dass die Stoffe auf Organismen im Boden schädlich wirken, dazu ist uns nichts bekannt. Wer ein paar Flaschen im Garten verwendet, muss somit keine Bedenken haben.
Rinnen und Rohre – Weichmacher sind schädlich
Regenrinnen, Wasserfallrohre oder Dachrinnen sind in der heutigen Zeit meist aus Kunststoffen hergestellt. Haben die Materialien ausgedient, kommen sie nicht selten beim Urban Gardening zur Anwendung. Bepflanzt mit Kräutern oder Salaten sind sie nützlich, machen auch optisch was her und sind platzsparend, weil man sie auch gerne mal auf dem Balkon nutzen kann. Doch ist das wirklich so gesund?
Hier ist es ähnlich, wie bei den PET-Flaschen, denn den Rinnen und Rohren, die zumeist aus PVC (Polyvinylchlorid) bestehen, werden Weichmacher zugesetzt. Diese Weichmacher sorgen dafür, dass das Material flexibler und elastischer wird. Doch im Laufe der Zeit können die Weichmacher sich lösen und werden in unserem Fall an die Erde abgegeben. Beim PVC ist es vor allem der Weichmacher Bisphenol A – aber auch andere kommen zum Einsatz. Wenn wir dort dann Essbares anpflanzen, gelangen diese Schadstoffe auch in unseren Organismus. Beim Verwenden von Rinnen und Rohren aus PVC achten Sie bitte darauf, dass diese weichmacherfrei sind.
Kartonagen und Papier – lieber Alternativen nutzen
Kartons und Papier, da kann doch eigentlich nichts schief gehen, oder? Vor allem aus Zeitungspapier werden gerne Anzuchttöpfe hergestellt, Kartons werden oft dazu verwendet, um Unkraut zu stoppen. An sich keine schlechte Idee, denn das Material ist schließlich natürlich und wird aus Zellulose hergestellt, das von Bäumen stammt. Leider ist es aber so, dass vielen Materialien Zusatzstoffe beigemengt werden, um sie robuster zu machen oder vor Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen. Verwendet werden unter anderem Talkum, Kalziumkarbonat, Biozide, Bindemittel und Leime. Auch Druckfarben sind immer wieder zu finden, bei denen sogar Mineralölrückstände vorhanden sein können.
All diese Zusatzstoffe sorgen dafür, dass das Ausgangsmaterial belastet ist und somit nicht im Garten verwendet werden sollte. Alternativen gegen Unkraut sind zum Beispiel biologisch abbaubares Unkrautvlies oder diverse Mulchschichten, die den Boden zusätzlich mit Nährstoffen versorgen. Statt Zeitungspapier können Sie Anzuchtbecher nutzen, die aus umweltfreundlichen Kokosfasern hergestellt werden. Übrigens: Auch wenn Eierkartons gerne genommen werden, bergen diese ebenfalls Gefahren. So können daran Salmonellen haften oder Hinterlassenschaften der Hühner den Karton verschmutzt haben.