Immer wieder wird vor giftigen Gartenpflanzen gewarnt. Tatsache ist, dass es jede Menge Pflanzen gibt, die Giftstoffe enthalten – allein in Europa sind es 50 Pflanzenfamilien und deren zahlreiche Arten. Meistens handelt es sich um Alkaloide wie etwa Aconitin, Atropin, Nikotin, Solanin, Morphin oder auch Strychnin. Aber auch Glykoside, Saponine, giftige Bitterstoffe und giftige pflanzliche Proteine sind zu nennen. Einige dieser Pflanzen sind auch bei uns in den Gärten zu finden.
Warum haben manche Pflanzen Giftstoffe?
Giftstoffe dienen Pflanzen schlicht und einfach zur Verteidigung vor Fressfeinden. Während Tiere sich aktiv verteidigen oder auch flüchten können, steht diese Möglichkeit den Pflanzen nicht zur Verfügung. So haben manche Pflanzen beispielsweise durch Stacheln oder Dornen Verteidigungsmechanismen aufgebaut, während es bei vielen Pflanzen das Gift ist, mit dem Feinde abgeschreckt werden sollen.
Die Wirksamkeit von Pflanzengiften
Für den Menschen können solche Pflanzengifte ebenfalls gefährlich werden. Besonders dann, wenn sie in den Kreislauf gelangen. Allerdings muss hier relativiert werden, denn es kommt darauf an, um welches Pflanzengift es sich handelt und in welcher Konzentration es gefährlich wird. So beinhalten zum Beispiel Kartoffeln Solanin, das hier vor allem in der Schale steckt. Das heißt aber nun nicht, dass man Kartoffeln immer schälen muss, denn die Konzentration des Giftes ist so gering, dass es in der Regel nichts ausmacht. Hinzu kommt, dass bei der Zubereitung der Giftstoff reduziert wird. Um erste Symptome einer Solaninvergiftung wie etwa Völlegefühl oder Übelkeit überhaupt zu bemerken, müsste man knapp 3 Kilo rohe und ungeschälte Kartoffeln essen.
Trotzdem gibt es auch Pflanzen in unseren Gärten, die stärkere Giftstoffe beinhalten und bei denen der Verzehr von Blättern oder Blüten schnell gefährlich werden kann. Nur fragt man sich: Wer isst schon seine Pflanzen auf? Erwachsene Menschen tun dies in der Regel wohl eher weniger. Bei Kindern könnte das schon anders aussehen, besonders dann, wenn es sich um hübsche aber giftige Beeren handelt. Doch selbst bei der Arbeit mit Pflanzen können Gifte in die Schleimhäute geraten und diese reizen. Daher sollten Sie beim Umgang mit Giftpflanzen immer Handschuhe tragen.
Pflanzengifte und deren Wirkung
Wir möchten Ihnen im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Pflanzengifte und deren Wirkung auf den Menschen geben.
Verbindung | Giftstoff | Wirkung |
Alkaloide | Aconitin | Übelkeit, Herzrhythmusstörungen, Lähmungserscheinungen, Herzstillstand |
Chinolizin | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kreislaufbeschwerden, Herzrhythmusstörungen | |
Codein | Euphorie, Schläfrigkeit, Blutdruckabfall, Störungen im Bewegungsablauf, Muskelkrämpfe | |
Colchicin | Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Leukozytose, Multiorganversagen, Herzstillstand | |
Coniin | Brennen im Mund-Rachenbereich, Sehstörungen, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Sprachstörungen, Lähmung des zentralen Nervensystems | |
Cyclobuxin D | Zittern, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Krämpfe, Lähmungen, Kreislaufkollaps | |
Cytisin | Brennen im Rachenraum, Durst, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schweißausbrüche, Sehstörungen, Krämpfe, Lähmungen, Kreislaufversagen | |
Elatin | Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verdauungsstörungen | |
Evonin | Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe | |
Lycorin | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Lähmungen, Kreislaufversagen | |
Morphin | Gesichtsrötung, Kopfschmerzen, Erbrechen, Atemdepression, Kreislaufkollaps | |
Nikotin | Hautrötung, Unruhe, schneller Puls, Zittrigkeit, Erbrechen, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Blutdruckabfall, Atemstörung | |
Protoanemonin | Hautrötungen, Juckreiz, Blasenbildung, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Lähmungserscheinungen | |
Solanin | Brennen im Hals, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Durchfall | |
Strychnin | Atemnot, Zittern, Muskelzucken, Krämpfe | |
Taxin | Trockener Mund, Blässe, Übelkeit, kalter Schweiß, Kopfschmerzen, Hautreizungen, Herz-Kreislaufstörungen, Krämpfe, Leber- und Nierenschäden | |
Alkinole | Aethusin | Übelkeit, Durchfall, Magenschmerzen, Krämpfe |
Cicutoxin | Brennen im Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Atemlähmung | |
Digitaloide | Digitalisglykoside | Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Halluzinationen, Bewusstlosigkeit, Krämpfe |
Furocumarine | Bergapten | Hautjucken, Hautbrennen, Rötungen, Blasenbildung, Entzündungen, Ödeme |
Pimpinellin | Hautjucken, Hautbrennen, Rötungen, Blasenbildung, Entzündungen, Ödeme | |
Xynthotoxin | Hautjucken, Hautbrennen, Rötungen, Blasenbildung, Entzündungen, Ödeme | |
Glykoside | Amygdalin | Erbrechen, Krämpfe, Atemnot, Atemlähmung |
Anthraglykoside | Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen | |
Digitalis | Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand | |
Nitrilglykoside | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Atemnot, Benommenheit, Herzbeschwerden, Hautrötungen, Blasenbildung, Nekrosen | |
Pteridin | Durchfall, Erbrechen, Tumorbildung | |
Tuliposid A | Hautjucken, Hautrötung, Schwellungen, Speichelfluss, Erbrechen, Magenschmerzen, Apathie, Schock, Atemstillstand | |
Wistarin | Magenschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Schlafsucht, Kreislaufbeschwerden, Kreislaufkollaps | |
Lektine | Phasin | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magen-Darmblutungen |
Robin | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Kreislaufstörungen | |
Rizin | Übelkeit, Erbrechen, blutiger Durchfall, Fieber, Schleimhautreizungen, Schädigung von Nieren, Magen, Darm, Leber, Koliken | |
Saponine | Cyclamin | Erbrechen, Durchfall, Magenschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüche, Blutdruckabfall, hoher Puls, Krämpfe, Lähmungserscheinungen |
Githagin | Niesen, Speichelfluss, Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber, Krämpfe, Bewusstseinsstörungen, Atemlähmung | |
Helleborin | Übelkeit, Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhäute, Atemnot, starker Durst, Herzrhythmusstörungen, Atemlähmung | |
Pennogenin | Erbrechen, Magenkrämpfe, Atemlähmung | |
Terpene | Cucurbitacine | Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe, Durchfall, Darmschäden |
Euphorbon | Schleimhautentzündungen, Erbrechen, Magenkrämpfe, Unruhe, Kreislaufstörungen, Bewusstseinsstörungen, Kollaps | |
Grayanotoxin | Speichelfluss, Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Schwäche, niedriger Blutdruck | |
Mezerein | Brennen und Schwellungen im Mundbereich, Speichelfluss, Mundtrockenheit, Durstgefühl, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Herz-Kreislaufstörungen, Hautjucken, Hautrötung | |
Sabinol | Blasenbildung, Schleimhautreizung, Erbrechen, Darmkrämpfe, Durchfall, blutiger Urin, Nierenschäden, Atemlähmung | |
Tropane | Atropin | Hautrötungen, Verwirrtheit, Angst, Sehstörungen, Herzrasen, Halluzinationen |
Hyoscyamin | Hautrötungen, Verwirrtheit, Angst, Sehstörungen, Herzrasen, Halluzinationen | |
Mandragorin | Hautrötungen, Verwirrtheit, Angst, Sehstörungen, Herzrasen, Halluzinationen | |
Scopolamin | Hautrötungen, Verwirrtheit, Angst, Sehstörungen, Herzrasen, Halluzinationen |
Wie ein Pflanzengift auf den Menschen wirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen davon, wie viel Gift in den menschlichen Organismus gelangt ist, zum anderen, wie die gesundheitliche Verfassung ist und letztendlich, wie der Körper darauf reagiert. Auch das Körpergewicht und die Körpergröße sind wichtige Kriterien. Bei Vergiftungserscheinungen ist in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen.
Soll ich giftige Pflanzen meiden?
Zugegeben: Wenn man sich die Wirkungen der Pflanzengifte auf den Körper durchliest, könnte es einem ganz anders werden. Trotzdem müssen Sie nun nicht alle Pflanzen, die Gifte in sich haben, aus dem Garten verbannen. Meistens treten Reaktionen nur dann auf, wenn die Pflanzen gegessen werden. Sind kleine Kinder im Haus und auch mal unbeaufsichtigt im Garten unterwegs, dann sollten Sie bei der Auswahl der Pflanzen etwas genauer hinsehen. Ansonsten ist es nicht nötig, dass Sie nun Ihre Beete umgestalten, denn wer wie bisher auch mit seinen Pflanzen umgeht, der wird keine Probleme haben.
Giftige Pflanzen im Garten
Werfen wir nun noch einen Blick auf bekannte Pflanzen, die Gifte in sich tragen und die auch bei uns in den Gärten zu finden sind:
Pflanze | Giftstoffe (u. a.) | Giftig für* | Anmerkungen |
Adonisröschen | Herzglycoside
Flavonoide Protoanemonin |
Menschen und Tiere |
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Buchsbaum | Buxin
Parabuxin Cyclobuxin Buxamin |
Menschen und Tiere |
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Eibe | Taxin | Menschen und Tiere |
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Eisenhut | Aconitin | Menschen und Tiere |
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Engelstrompete | Hyoscyamin
Atropin |
Menschen und Tiere |
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Fingerhut | Digitalisglycoside | Menschen und Tiere |
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Gefleckter Schierling | Coniin | Menschen und Tiere |
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Ginster | Spartein | Menschen und Tiere |
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Goldregen | Cytisin
Laburamin Laburnin N-Methylcytisin |
Menschen und Tiere |
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Herbstzeitlose | Colchicin | Menschen und Tiere |
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Hundspetersilie | Aethusin | Menschen und Tiere |
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Ilex | Urolsäure
Polyphenole |
Menschen und Tiere |
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Kirschlorbeer | Blausäurehaltige Glycoside | Menschen und Tiere |
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Kornrade | Triterpensaponine | Menschen |
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Maiglöckchen | Convallatoxin | Menschen und Tiere |
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Narzissen | Lycorin | Menschen und Tiere |
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Oleander | Oleandrin | Menschen und Tiere |
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Pfaffenhütchen | Evonin | Menschen und Tiere |
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Rhododendron | Andromedotoxin | Menschen und Tiere |
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Riesen-Bärenklau | Furocumarine | Menschen und Tiere (ausgenommen Hunde und Katzen) |
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Rizinus | Ricin | Menschen und Tiere |
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Schneeball | Glycoside
Viburnin |
Menschen |
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Seidelbast | Daphnetoxin
Mezerin |
Menschen und Tiere |
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Thuja | Thujon | Menschen und Tiere |
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Tollkirsche | Atropin
Hyoscyamin Scopolamin |
Menschen und Tiere |
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Tulpen | Tuliposide | Menschen und Tiere |
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Wurmfarn | Thiaminase
Filicin Aspidine |
Menschen und Tiere |
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* Bei der Giftigkeit für Tiere wurden nur Haustiere wie Hunde, Katzen und Nagetiere berücksichtigt. Keine Tiere wie Pferde, Schweine, Rinder etc.
Vorsichtsmaßnahmen und Erste Hilfe
Gehören Sie zu den vorsichtigen Gartenbesitzern, dann können Sie mit ein paar einfachen Maßnahmen für Sicherheit in Ihrer grünen Oase sorgen:
- Verzichten Sie auf besonders giftige Pflanzen, wenn kleine Kinder oder Haustiere unbeaufsichtigt den Garten nutzen. Diese könnten unbeabsichtigt mit dem Pflanzengift in Berührung kommen.
- Gerade bei Kindern ist es sinnvoll, mit diesen über Pflanzen zu sprechen und Ihnen klarzumachen, was passieren kann, wenn man unbekannte Beeren, Früchte, Blüten etc. isst.
- Wenn Sie bei der Gartenarbeit immer Handschuhe tragen, kommen Sie nicht mit Pflanzengiften in Berührung, sodass Sie keine Angst davor haben müssen.
- Waschen Sie sich nach der Gartenarbeit trotzdem immer gut die Hände und fassen Sie sich sicherheitshalber nicht in den Mund, an die Nase oder in die Augen.
- Sofern Sie mit einer Pflanze in Berührung gekommen sind oder Pflanzenteile in den Organismus gelangt sind, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
- Bei Vergiftungserscheinungen rufen Sie am besten sofort den Notarzt.