In Zeiten, in denen immer mehr Gartenpflanzen in Kübeln und Blumenkästen auf dem Balkon Platz finden, wird auch die Anzahl der giftigen Pflanzen auf den Freisitzen immer größer. Darunter sind viele „gängige“ Blumen zu finden, die wir vielleicht gar nicht als giftig auf dem Schirm haben. Unterschieden werden muss dabei zudem immer, ob diese Pflanzen für Menschen oder für Tiere giftig sind. Und: giftig ist in diesem Fall ein weitreichender Begriff. Es gibt Pflanzen, die in allen Teilen giftig sind, andere nur in bestimmten, wie etwa den Wurzeln oder den Samen. Die giftigen Inhaltsstoffe können sich ganz unterschiedlich äußern. Während manche beim Verzehr giftig, ja sogar tödlich sein können, wirken andere Gifte bereits bei Berührung. Ein weit gefächertes Gebiet, dem wir uns hier annehmen möchten.
Schutz vor giftigen Balkonpflanzen
Ist von giftigen Pflanzen die Rede, dann denkt man in erster Linie an die Kinder. Die greifen unbedacht gerne überall hin und stecken sich auch dies und das in den Mund – vor allem, wenn es schön bunt aussieht. Das kann bei giftigen Balkonpflanzen sehr gefährlich werden. In diesem Fall sollten Sie vielleicht auf giftige Pflanzen verzichten, alternativ diese außer Reichweite von Kindern positionieren (was auf dem Balkon mit einem begrenzten Platzangebot nicht immer so einfach ist). Und selbst wenn die Kids nicht hinkommen, könnten heruntergefallene Pflanzteile wie Blätter, Blüten oder Beeren doch wieder zu einer Gefahr werden.
Wir Erwachsene stecken uns selten Pflanzteile in den Mund. Dafür arbeiten wir mit den Blumen. Und auch hier können giftige Balkonpflanzen allein durch die Berührung mit der Haut zu ungewünschten Reaktionen führen – ganz abgesehen von Schleimhäuten in Augen, Nase oder Mund, wenn das Gift an den Fingern haftet und man sich unbewusst ins Gesicht langt. Das kann sehr gefährlich werden! Daher sollten Sie bei der Arbeit immer Handschuhe tragen, damit Sie keinen direkten Kontakt mit giftigen Balkonpflanzen haben.
Bei Tieren ist es wie bei kleinen Kindern – diese handeln oft unbedacht. Daher auch hier: auf giftige Balkonpflanzen am besten ganz verzichten oder diese zumindest außer Reichweite der Tiere positionieren. Zu beachten ist dabei besonders, dass nicht pauschal jede Pflanze für jedes Tier giftig ist. Hier ist zwischen Katzen, Hunden und Nagetieren zu unterscheiden. Und auch für den Mensch giftige Pflanzen könnten für Tiere ganz ungefährlich sein – ebenso umgekehrt.
Für den Menschen giftige Balkonpflanzen
Wir möchten Ihnen im Folgenden eine kleine Auswahl an giftigen Balkonpflanzen für den Menschen auflisten.
Pflanze | Giftige Teile | Wirksamkeit des Giftes |
Efeu | alle, besonders die Beeren | Efeu enthält Falcarinol und Triterpensaponin. Diese beiden Stoffe können juckende Hautreizungen und Bläschenbildung verursachen. Beim Verzehren der Beeren kann es zu Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Herzrasen und Krampfanfällen kommen. |
Tulpen | alle, besonders die Zwiebeln | Tulpen enthalten das Gift Tulipain, das bei Hautkontakt zu Reizungen und Rötungen führen kann. Auch schwere Entzündungen sind möglich. Werden Teile der Pflanze gegessen, kann es zu Erbrechen, Magenkrämpfen und sogar zum Atemstillstand führen. |
Hyazinthen | alle | In Hyazinthen sind die Giftstoffe Salizylsäure (in Blättern und Blütenstielen), Kalziumoxalat (in den Zwiebeln) und Saponine (in den Zwiebeln und Samen) zu finden. Während Saponine Hautreizungen, Entzündungen und Ekzeme verursachen können, sind die anderen beiden Stoffe verantwortlich für Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Lähmungserscheinungen und Nierenschäden. |
Blauregen | alle | In allen Pflanzenteilen kommen giftige Alkaloide vor, in den Samen und den Samenhülsen zudem Lektin, in den Trieben, den Wurzeln und der Rinde Wistarin. Bei Berührung kann es zu Reizungen, Ausschlägen und der Bildung von Bläschen kommen. Bei der oralen Aufnahme unter anderem zu Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Unruhe, Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe, Zuckungen, Lähmungserscheinungen, Herzstillstand. |
Engelstrompete | alle | Die giftigen Inhaltsstoffe der Engelstrompete (Scopolamin, L-Hyoscyamin, Atropin und Ester) werden in der südamerikanischen Heimat als Rauschmittel genutzt, können aber bei falscher Dosierung zum Tod führen. Bei Berührung kommt es zu Hautreizungen und Rötungen. Beim Einatmen des Blütendufts kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Wer Teile der Pflanze oral aufnimmt, riskiert unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Verworrenheit, Fieber, Sehstörungen, Atemschwäche, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe, Tobsuchtsanfälle, Rauschzustände, Kreislaufstillstand, Atemstillstand. |
Amaryllis | alle, besonders die Zwiebeln | Die Amaryllis, auch Ritterstern genannt, hat in allen Teilen toxische Alkaloide, vor allem in den Zwiebeln befindet sich Lycorin. Auf der Haut treten Hautreizungen auf, bei Einnahme kommt es zu vermehrtem Speichelfluss, Erbrechen, Übelkeit, Benommenheit, Schweißausbrüche, Durchfall, Nierenschäden und Lähmungen. |
Clematis | alle, besonders der Pflanzensaft | Das Alkaloid Protoanemonin ist dafür verantwortlich, dass es bei Berührung zu Reizungen und Entzündungen kommen kann. Bei der Einnahme sind Übelkeit und Erbrechen, Krämpfe, Durchfall, Atembeschwerden bis zu Atemlähmungen, sowie Reizungen von Darm und Nieren zu befürchten. |
Narzissen | alle, besonders die Zwiebeln | Narzissen gehören zu den Amaryllisgewächsen, der Giftstoff ist daher das Alkaloid Lycorin. Kommt es mit der Haut in Berührung kann es zu Hautreizungen kommen. Bei der oralen Einnahme sind Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche und Durchfall, bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Lähmungserscheinungen möglich. |
Wandelröschen | alle, besonders die Beeren | Das Wandelröschen gehört mit seinen Inhaltsstoffen Lantadene, Triterpene und Icterogenin zu den giftigsten Balkonpflanzen überhaupt. Auf der Haut kann es zu Reizungen und einem entzündlichen Ausschlag kommen, bei der Einnahme zu Übelkeit und Erbrechen, Durchfällen mit Blut, Verstopfung, Taumeln, Muskelzuckungen, Atemnot, Gelbsuchtsymptomen und Leberschädigung. |
Alpenveilchen | alle | Wie beim Efeu ist beim Alpenveilchen Tritertensaponin für Vergiftungen zuständig. Beim Kontakt mit der Haut kommt es zu Rötungen, Ausschlag und leichten Schwellungen. Beim Verzehr können Symptome wie Fieber, Krämpfe, Schwindel, Schweißausbrüche, Blutdruckabfall und Atemlähmungen auftreten. |
Herbstanemone | alle, besonders der Pflanzensaft | Das Gift Protoanemonin ist leicht giftig und kann auf der Haut Entzündungen, Ekzeme und Blasen verursachen. Beim Verzehr treten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Nervenlähmungen auf. |
Petunien | alle | Petunien gehören zu den Nachtschattengewächsen und beinhalten daher das Gift Solanin. Dieses ist ebenfalls in Kartoffeln zu finden, der Gehalt in Petunien liegt aber noch darunter. Auf der Haut richtet das Gift keinen Schaden an, beim Verzehr kann es zu Übelkeit kommen. |
Oleander | alle, besonders die Blätter | Im Oleander treten verschiedene Giftstoffe wie Neriin, Nerianthin, Pseudocurrarin und Rosaginin auf. Auf der Haut verursacht das Gift Reizungen, Rötungen und Juckreiz. Oral eingenommen kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrhythmusstörungen und Atemlähmungen kommen. |
Maiglöckchen | alle | Maiglöckchen sind extrem giftig und wurden 2014 sogar zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Toxische Gykoside vom Carenolipidtyp können auf der Haut starke Reizungen auslösen. Symptome durch den Verzehr sind Durchfall, Übelkeit, Schwindel, Sehstörungen, Brustbeklemmung und Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand. |
Ranunkeln | alle | In Ranunkeln sind giftige Glykoside des Typs Amygdalin zu finden. Bei Kontakt mit der Haut treten Reizungen auf, beim Verschlucken kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Schwindel, Zittern, vermehrter Speichelfluss, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Blutungen an den Schleimhäuten, Lähmungserscheinungen und Ohnmacht. |
Buchsbaum | alle, besonders Blätter und Wurzeln | 70 unterschiedliche Alkaloide, vor allem Buxin, sind für Vergiftungserscheinungen verantwortlich. Neben Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kann es zu Krämpfen, Zittern, Lähmungserscheinungen, Blutdruckabfall und Kreislaufkollaps kommen. |
Wie ein Gift letztendlich auf den Menschen wirkt, hängt immer von unterschiedlichen Faktoren wie der Giftmenge und der eigenen Körperkonstitution ab. So können giftige Pflanzen Erwachsenen oftmals nichts anhaben, während bei Kindern starke Reaktionen festzustellen sind. Sollten Sie mit giftigen Pflanzenteilen – in welcher Weise auch immer – in Berührung gekommen sein, bewahren Sie bitte Ruhe und kontaktieren Sie so schnell wie möglich einen Arzt.
Für Tiere giftige Balkonpflanzen
Neben uns Menschen können giftige Pflanzen auch unseren Haustieren schaden. Hunde, Katzen aber auch Nagetiere knabbern gerne an den unterschiedlichsten Dingen herum. Bei so mancher Balkonpflanze kann dies tödlich enden. Hier eine Auswahl an giftigen Balkonpflanzen für Haustiere:
Pflanze | Giftig für | Wirksamkeit des Giftes |
Oleander | Hunde, Katzen, Nagetiere | Der Giftstoff Oleandrin führt bei Tieren zu Erbrechen, Durchfall, Krämpfen, Magen-Darmbeschwerden, Pupillenerweiterung, Absinken der Körpertemperatur. |
Lilien | Hunde, Katzen | Glykoside können bei Tieren zu Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Apathie führen. Besonders für Katzen können Lilien tödlich sein. |
Krokusse | Hunde, Katzen, Nagetiere | Das Gift Picrococin kann zu Erbrechen, Durchfall und Übelkeit bis hin zum Tod führen. |
Christrosen | Hunde, Katzen | Saponine und Protoanemonin sind für Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, vermehrte Speichelbildung, Krämpfe, Pupillenveränderung, veränderte Atemfrequenz und Lähmungen verantwortlich. |
Tulpen | Hunde, Katzen | Der Giftstoff Tulipain kann beim Verzehr von Tulpen zu Reizungen der Schleimhäute führen. |
Geranien | Nagetiere | Ätherische Öle in Geranien können bei Nagetieren Übelkeit, Erbrechen und Krämpfe auslösen. |
Narzissen | Hunde, Katzen, Nagetiere | Der Inhaltsstoff Lycorin verursacht Reizungen der Schleimhäute. |
Alpenveilchen | Hunde, Katzen, Nagetiere | Tritertensaponin kann bei Tieren zu Erbrechen, Durchfall, Krämpfen, Atemlähmungen und Kreislaufstörungen führen. |
Wandelröschen | Hunde, Katzen, Nagetiere | Die Giftstoffe Icterogenin, Triterpene und Lantadene führen bei Tieren zu Hautausschlägen, blutigem Durchfall, Verstopfung, Lichtüberempfindlichkeit, Leberschädigung, Störungen im Bewegungsablauf. |
Bärlauch | Hunde, Nagetiere | Der Stoff Methylcystein-Sulfoxid kann bei Tieren Durchfall und Erbrechen hervorrufen. |
Buchs | Hunde, Katzen, Nagetiere | Buxin kann zu Vergiftungen bei Tieren führen. Dies äußert sich zum Beispiel in unruhigem Verhalten, Erbrechen, Durchfall, Zittern, Blutdruckabfall und Lähmungserscheinungen. |
Efeu | Hunde, Katzen, Nagetiere | Durch den Giftstoff Falcarinol können Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Appetitlosigkeit und Kreislaufprobleme auftreten. |
Holunder | Nagetiere | Sambunigrin ist ein cyanogenes Glycosid, das bei Tieren zu Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und Krämpfen führen kann. |
Kirschlorbeer | Hunde, Katzen, Nagetiere | Die im Kirschlorbeer enthaltene Blausäure kann bei Tieren zu Magen-Darmproblemen, Schleimhautreizungen, Speichelfluss und Atemproblemen bis hin zu Atemlähmungen führen. |
Sofern Ihr Tier mit giftigen Balkonpflanzen in Berührung gekommen ist oder Sie sich unsicher sind und zudem Symptome erkennen, dann sollten Sie so schnell wie möglich zu einem Tierarzt gehen. Wie auch beim Menschen kommt es immer darauf an, wie groß das Tier ist, in welchem Gesundheitszustand es sich befindet und wie viel Giftstoffe es zu sich genommen hat.