Meistens kennen wir Waldmeister nur von Götterspeise, Pudding oder Maibowle. Dass Waldmeister aber ein Wildkraut ist, das bei uns nicht nur in Wäldern wächst, sondern auch ganz einfach im Garten angebaut werden kann, ist vielen nicht bekannt. Hinzu kommt, dass Waldmeister auch in der Heilkunde eingesetzt wird und diverse Leiden lindern kann. Aber sehen wir uns diese hübsche Pflanze doch mal etwas genauer an.
Waldmeister – ein Steckbrief
Name: Waldmeister
Botanischer Name: Galium odoratum
Alternative Namen: Wohlriechendes Labkraut, Maikraut, Leberkraut, Gliedkraut
Familie: Rötegewächse
Blütezeit: April bis Juni
Erntezeit: März bis Mai
Wuchshöhe: bis zu 50 Zentimeter
Herkunft: Nordeuropa, Osteuropa, Mitteleuropa, Westasien
Waldmeister ist eine Würzpflanze, wird aber auch als Heilpflanze genutzt
Interessantes rund um den Waldmeister
- Der Waldmeister ist mit dem Kaffeestrauch verwandt, der ebenfalls zu den Rötegewächsen gehört.
- Waldmeister ist ein Labkraut, von dem es weltweit über 650 Arten gibt.
- Waldmeister enthält den sekundären Pflanzenstoff Cumarin. In größeren Mengen ist Cumarin gesundheitsschädlich. Möchten Sie diesbezüglich auf Nummer sicher gehen, sollten Sie auf einen Liter Maibowle maximal 3 Gramm Waldmeister geben, da die Konzentration sonst zu hoch werden kann. Zu viel Cumarin kann zu Kopfschmerzen führen, wer dauerhaft hohe Dosen konsumiert, muss mit Schäden der Leber rechnen.
- Waldmeister sollte vor der Blüte geerntet werden, da dann die Konzentration des Cumarins noch deutlich geringer ausfällt.
- Süßwaren und Getränke, die überwiegend von Kindern konsumiert werden, dürfen aufgrund der Toxikologie seit 1974 keinen Waldmeister mehr enthalten. Stattdessen wird das Waldmeisteraroma künstlich hergestellt.
Waldmeister im Garten anbauen
Waldmeister ist recht anspruchslos und sehr pflegeleicht. Ein Anbau ist sowohl im Garten, wie auch im Kübel auf dem Balkon möglich. Als Standort bevorzugt das Kraut Schatten. Auch mit Halbschatten kommt die Pflanze gut aus. Das Substrat sollte nährstoffreich und kalkhaltig sein.
Da Waldmeister ein Kaltkeimer ist, brauchen die Samen einen Kältereiz, um keimen zu können. Daher ist es möglich, das Wildkraut im Spätherbst und im Winter auszusäen. Von Oktober bis Februar ist dies möglich. Die Keimdauer kann – je nachdem, wann Sie ihn säen – bis zu 5 Monate dauern. Im Garten sollten Sie zwischen den Pflanzen einen Abstand von mindestens 20 Zentimetern einhalten. Wenn Waldmeister längere Zeit kultiviert wird, bildet er Rhizome, die die Pflanze auf Dauer stärken und somit viele Jahre geerntet werden kann.
Die Pflege von Waldmeister
Beim Gießen ist es besonders wichtig, dass die Erde immer ausreichend feucht ist. Ein Vorteil ist, dass Waldmeister im Schatten wächst, hier wird die Erde also nicht so schnell austrocknen. Sinnvoll ist es auch, wenn die Erde Wasser gut speichern kann, sandige Böden sind daher ungeeignet. Staunässe (Kübel mit Abflussloch wählen oder Drainage einsetzen) sollte aber genauso vermieden werden, wie ausgetrocknete Erde – vor allem im Topf ist hier eine regelmäßige Kontrolle nötig.
Waldmeister gehört zu den Schwachzehrern, das heißt, dass in der Regel das Nährstoffangebot in der Gartenerde ausreicht. Beim Halten im Blumentopf können Sie ab dem zweiten Jahr einmal jährlich einen Langzeitdünger geben. Im Garten ist auch die Gabe von Kompost möglich, aber nicht notwendig.
Waldmeister ist im Gartenbeet winterhart, sollte aber trotzdem vor zu strengem Frost mit Laub oder Reisig abgedeckt werden. Wenn Sie Waldmeister im Kübel halten, bringen Sie ihn zum Überwintern an einen kühlen Ort, idealerweise ins Treppenhaus oder in einen nicht geheizten Wintergarten.
Waldmeister ernten
Möchten Sie Waldmeister in der Küche verwenden, dann sollten Sie vor der Blüte ernten, da dann der Cumaringehalt deutlich geringer ist. Eine Ernte ist von März bis Mai möglich, je nachdem, wann der Waldmeister zu blühen beginnt. Die Blüte kann regional auch schon im April beginnen. Geerntet werden die Stängel inklusive der Blätter, indem Sie knapp über der Erde abgeschnitten werden.
Da Waldmeister neben seinen filigranen Blättern tolle weiße, blaue oder violette Blüten hervorbringt, ist er auch ein besonders schöner Schmuck im frühlingshaften Garten oder auf dem Balkon. Möchten Sie während der Blüte ernten, können Sie den Waldmeister als Blumenstrauß für die Vase schneiden oder aromatische Duftsäckchen herstellen, die Sie gegen Kleidermotten einsetzen können.
Möchten Sie Waldmeister in der Küche verwenden, ist es wichtig, dass Sie das Kraut direkt nach der Ernte trocknen. Denn nur durch die Trocknung werden die Cumaringlykoside in der Pflanze in Cumarin umgewandelt, das den typischen Geruch und Geschmack freisetzt. Trocknen Sie das Kraut an einem dunklen Platz, damit sich die Blätter nicht verfärben, entweder ausgelegt auf einem Teller oder zusammengebunden und aufgehängt. Alternativ können Sie das Kraut auch für rund 1 Stunde einfrieren, denn auch so entfalten sich die Geschmacksaromen.
Waldmeister vermehren
Waldmeister lässt sich auf zwei unterschiedliche Arten vermehren: zum einen durch Teilung, zum anderen durch Aussaat.
- Teilung
Waldmeister, der bereits ein paar Jahre alt ist, lässt sich problemlos teilen. Dazu wird eine kräftige Pflanze aus der Erde gehoben. Anschließend teilen Sie mit der Schaufel die Pflanze in zwei oder mehrere Teile. Wichtig ist, dass an jedem Teilstück mindestens ein Trieb übrig bleibt. Die Teilstücke werden dann einfach wieder in die Erde gegeben und gut angegossen.
- Aussaat
Das Praktische an Waldmeister ist, dass er sich selbst aussät, Sie also eigentlich gar nichts machen müssen. Möchten Sie die Aussaat steuern, dann sammeln Sie die Samenkörner nach der Blüte einfach ein. Alternativ können Sie Waldmeistersamen natürlich auch bei uns erwerben. Wie oben bereits erwähnt, können Sie die Samen ab Oktober einfach ins Beet oder in einen Blumenkübel säen.
Waldmeister als Heilpflanze
Schon vor vielen Jahrhunderten entdeckte man Waldmeister, um damit Beschwerden zu lindern. So wurde die Heilpflanze früher zum Beispiel bei Gelbsucht, zum Reinigen des Blutes, bei Krämpfen, bei Blasen- und bei Leberproblemen eingesetzt. Auch sollte Waldmeister die Keuschheit bewahren – ob das tatsächlich gewirkt hat, darf bezweifelt werden.
Heilversprechen dürfen wir hier natürlich nicht abgeben, dennoch möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, dass Waldmeister gerade unter Naturheilkundigen in vielen Bereichen Anwendung findet. Dazu gehören:
- Blasensteine
- Ekzeme und Furunkel
- Kopfschmerzen und Migräne
- Menstuationsbeschwerden
- Ödeme
- Schlaflosigkeit und innere Unruhe
- Venenschwäche
- Verdauungsbeschwerden
- Wundheilung
Waldmeister soll dabei unter anderem die folgenden Eigenschaften besitzen: beruhigend, blutreinigend, gefäßstärkend und krampflösend.
Rezeptideen mit Waldmeister
Waldmeister ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Wir möchten Ihnen einige Ideen inklusive Rezepten zum Selbstausprobieren mitgeben.
Maibowle
Waldmeister wurde es früher in Klöstern zur Stärkung von Herz und Leber hergestellt. Da es sich um ein Frühlingskraut handelt und man zur Herstellung frischen Waldmeister benötigt, kann die Waldmeisterbowle also auch nur im Frühling getrunken werden. Der Name Maibowle ist vermutlich deswegen entstanden, weil sie überwiegend im Mai getrunken wird.
Das brauchen Sie:
- 1 Liter trockener Weißwein
- 0,5 Liter Sekt halbtrocken
- 1 Bund frischen Waldmeister (ca. 50 Gramm)
- 1 Zitrone
- 2 EL Zucker oder Honig
So geht´s:
- Den Waldmeister über Nacht trocknen lassen oder rund 1 Stunde einfrieren.
- Den Zucker bzw. den Honig mit dem Wein verrühren.
- Den Waldmeister an den Stängeln zusammenbinden und für 1 Stunde in den Wein hängen. Alternativ können Sie auch die Blätter von den Stängeln entfernen und in den Wein einrühren.
- Den Waldmeister nach dieser Zeit entfernen. Sollte der Geschmack noch zu gering sein, einfach noch etwas ziehen lassen.
- Jetzt den Saft der ausgepressten Zitronen hineingeben.
- Die Bowle kaltstellen.
- Kurz vor dem Genießen den kalten Sekt dazugeben.
Waldmeistersirup
Als erfrischender Zusatz zu Mineralwasser ist Waldmeistersirup besonders im Sommer willkommen – ein Durstlöscher, den Sie mal ausprobieren sollten.
Das brauchen Sie:
- 1 Liter Wasser
- 500 Gramm Zucker
- 1 Bund frischen Waldmeister (ca. 50 Gramm)
- 1 Zitrone oder Limette (unbehandelt)
- Ein paar Blätter frische Minze
So geht´s:
- Den Waldmeister über Nacht trocknen lassen oder rund 1 Stunde einfrieren.
- Das Wasser und den Zucker unter Rühren aufkochen, bis sich der Zucker komplett aufgelöst hat.
- Die Zitrone bzw. Limette in dünne Scheiben oder in kleine Stücke schneiden.
- Die Blätter des Waldmeisters (die Stängel werden entfernt) zusammen mit der Minze und der Zitrone/Limette inkl. Schale in die Flüssigkeit geben.
- Für mindestens 2 Tage an einem kühlen Ort ziehen lassen – für einen intensiveren Geschmack auch länger.
- Den Sirup durch ein Sieb seihen und die Flüssigkeit nochmals aufkochen.
- Den warmen Waldmeistersirup in Flaschen abfüllen.
Götterspeise mit Waldmeister
Die beliebtesten Geschmacksrichtungen bei Wackelpudding sind Himbeere und Waldmeister. Und letztere wollen wir selber machen.
Das brauchen Sie:
- 0,5 Liter Wasser
- 1 Bund frischen Waldmeister (ca. 50 Gramm)
- 60 Gramm Zucker
- 40 Gramm Speisestärke
- 2 Esslöffel Zitronensaft
- Lebensmittelfarbe (grün)
So geht´s:
- Den Waldmeister über Nacht trocknen lassen oder 1 Stunde einfrieren.
- Geben Sie 450 Milliliter Wasser zusammen mit den Waldmeisterblättern (ohne Stiele) in einen Topf und bringen Sie das Ganze zum Kochen.
- Danach vom Herd nehmen und rund 15 Minuten ziehen lassen.
- Die Waldmeisterblätter entfernen.
- Geben Sie nun Zucker, Zitronensaft und die Lebensmittelfarbe in das Wasser und bringen dies unter Rühren erneut zum Kochen.
- Mischen Sie die Speisestärke mit den restlichen 50 Millilitern Wasser klumpenfrei an.
- Geben Sie das Gemisch unter Rühren in die kochende Flüssigkeit und rühren Sie stetig weiter, bis sich die Masse etwas verdickt.
- Füllen Sie die Götterspeise in Dessertschüsseln und lassen Sie diese abkühlen. Danach für mindestens 3 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Dazu passt hervorragend Vanillesoße. Übrigens: Die Lebensmittelfarbe ist nicht zwingend, sie macht geschmacklich nichts aus, sieht nur hübscher aus.
Waldmeister-Likör
Zwischendurch ein Likörchen mit dem unnachahmlichen Geschmack von Waldmeister? Kein Problem – wir machen uns unseren Likör einfach selbst!
Das brauchen Sie:
- 1 Bund frischen Waldmeister (ca. 100 Gramm)
- 200 Gramm braunen Zucker
- 1 Liter Schnaps (Wodka, Korn, Obstbrände, Branntwein etc.)
So geht´s:
- Den Waldmeister über Nacht trocknen lassen oder 1 Stunde einfrieren.
- Den Schnaps zusammen mit dem Zucker und dem Waldmeister in ein Gefäß geben und gut umrühren.
- Unter gelegentlichem Rühren das Gemisch für mindestens 3 Wochen ziehen lassen.
- Danach abseihen und in Flaschen abfüllen.
- Wenn möglich sollte der Likör weitere 2 bis 3 Monate nachreifen.
Unser Tipp zum Schluss: Mit Waldmeister können Sie auch tolle Kuchen, Torten, Shakes, Parfaits und dergleichen kreieren. Dazu wird allerdings kein frischer Waldmeister verwendet, sondern Waldmeistersirup.