Das Gärtnern hat sich im Laufe der Zeit deutlich gewandelt. Wo früher Hand angelegt wurde, helfen uns heute Maschinen. Auch für ein gutes Wachstum von Obst und Gemüse oder die Bekämpfung von Schädlingen gab es früher das eine oder andere Hausmittel, heute greifen wir einfach auf Fertigprodukte aus dem Handel zurück. Oftmals ohne uns darüber Gedanken zu machen, ob diese schädlich für die Umwelt sind. Frei nach dem Motto „früher war nicht alles schlecht“, haben wir Ihnen 20 Tipps ausgegraben, nach denen Oma und Opa noch gegärtnert haben und die heute noch genauso angewendet werden können.
Das Gärtnern im Laufe der Zeit
Noch vor rund 100 Jahren hat wohl kaum einer einen Ziergarten angelegt. Damals ging es darum, Obst und Gemüse zu ernten, um sich und die Familie versorgen zu können. Auch die Art des Anbaus unterscheidet sich zu dem von heute. Früher waren es einheimische Obst- und Gemüsepflanzen, die geerntet wurden. Dazu zählten unter anderem
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Chinakohl
- Feldsalat
- Frühlingszwiebeln
- Grünkohl
- Kresse
- Lauch
- Pastinaken
- Rettich
- Rote Bete
- Rosenkohl
- Schwarzwurzeln
- Spinat
- Winterpostelein
- Wurzelpetersilie
- Äpfel
- Birnen
- Brombeeren
- Erdbeeren
- Heidelbeeren
- Himbeeren
- Johannisbeeren
- Kirschen
- Mirabellen
- Renekloden
- Stachelbeeren
- Zwetschgen
Heutzutage sind diese Obst- und Gemüsesorten zwar auch noch bei uns zu finden, wurden aber durch viele weitere Sorten ergänzt, die bei uns eigentlich gar nicht heimisch waren.
Ebenfalls hoch im Kurs standen Heilpflanzen, denn mit denen konnten viele Wehwehchen behandelt und gelindert werden. Man denke nur mal an Kamille, die gegen Magenverstimmungen hilft, an Salbei gegen Halsschmerzen oder an Schöllkraut, das bei Warzen eingesetzt wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg hat sich das Gärtnern in den deutschen Privathaushalten gewandelt. Man ging immer mehr dazu über, Nutzpflanzen gegen Zierpflanzen auszutauschen. Zwei Gründe sprachen dafür:
- Man bekam alles Obst und Gemüse bequem im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt direkt vom Bauern.
- Man wollte in seinem Heim einen Ort schaffen, an dem man sich erholen konnte.
Unsere Gärten wandelten sich also vom Nutzgarten zum Ziergarten. Heute geht man wieder dazu über, Gemüsebeete anzulegen, um den hohen Preisen zu trotzen und eine bessere Qualität zu erhalten, als das bei so manchem Gemüse aus dem Supermarkt eben nicht der Fall ist. Egal, ob Zier- oder Nutzgarten, wer gärtnert kann den einen oder anderen guten Tipp sicherlich gebrauchen. Und hier schauen wir bei Oma und Opa nach, denn die wussten noch, wie Gärtnern richtig geht.
Gartenwissen von früher – auch heute noch aktuell
Tipp 1: Blumenwiesen anlegen
Dazu müssen Sie kein eigenes Beet opfern. Schon ungenutzte Beetränder sind geeignet, um eine bunte Blumenwiese zu säen. Auch stillgelegte Beete oder Beete, die Sie erst im nächsten Jahr nutzen möchten, sind dafür ideal. Wer so gar keinen Platz hat, der kann auch einfach ein kleines Stück vom Rasen abstechen und dort eine tolle Blumenwiese säen. Diese sieht nicht nur schön aus, sie lockt auch zahlreiche nützliche Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Marienkäfer etc. an.
Tipp 2: Rasen nur trocken mähen
Heute laufen bei trockenem, wie auch bei feuchtem Wetter in vielen Gärten die Rasenroboter umher, und schnippeln das Gras. Alternativ kommen Benzin- oder Elektromäher zum Einsatz und das selbst dann, wenn das Gras noch nass ist. Schließlich hat man kaum Zeit für den Garten und muss eben dann mähen, wenn es gerade passt. Doch feuchtes Gras mähen bringt zwei Nachteile:
- Der Schnitt ist nicht sauber, wodurch es nicht nur optisch zu Mängeln kommt, sondern auch das Gras darunter leidet.
- Feuchtes Gras klebt an den Messern, weswegen der Rasenmäher seine Arbeit nicht richtig erledigen kann.
Also: Immer warten, bis das Gras abgetrocknet ist, um beste Ergebnisse zu erzielen.
Tipp 3: Pflanzen und deren Wirkung kennen
In der heutigen Zeit wissen die wenigsten, welche Pflanzen bei ihnen im Garten gedeihen. Früher konnten Oma und Opa jede Pflanze beim Namen nennen und sogar erklären, wofür sie gut ist. Das war auch wichtig, weil viele Pflanzen eine Heilwirkung haben und gegen Wehwehchen eingesetzt wurden. Wer das auch heute noch weiß, kann davon profitieren.
Tipp 4: Bauernregeln und Gartenkalender beachten
Bauernregeln werden heute gerne belächelt und auch der Gartenkalender ist nicht jedermanns Sache. Dabei haben beide durchaus ihre Berechtigung, schließlich wurden sie über viele Jahrhunderte erstellt. Man hat sich die Regeln natürlich nicht ausgedacht, sondern genau beobachtet und niedergeschrieben. Ob wirklich alle Regeln und Tipps stimmen, sei dahingestellt, aber es ist mit Sicherheit einiges an Wahrheitsgehalt dran.
Tipp 5: Nur natürlichen Dünger einsetzen
Es ist ja so einfach: Im Geschäft oder im Internet Dünger xy für Pflanze yz besorgen und ausbringen, schon ist alles geritzt. Ob dabei nicht andere Pflanzen Schaden nehmen könnten oder ob der Dünger nicht zu sehr den Boden bzw. das Grundwasser belastet, wird nicht hinterfragt. Oma und Opa hatten gar nicht die Möglichkeit, sich Dünger im Geschäft zu kaufen. Sie mussten auf andere Mittel zurückgreifen – und da fiel im Haushalt so einiges an, was heute einfach in der Tonne landet:
- Kaffeesatz: Für Pflanzen geeignet, die leicht saure Erde mögen. Dazu gehören unter anderem Brokkoli, Bohnen, Karotten, Gurken, Kartoffeln, Salat, Radieschen, Tomaten, Auberginen, Kürbisse, Zucchini, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Hartriegel, Hortensien, Magnolien, Rhododendron, Engelstrompeten, Geranien.
- Teesatz: Egal, ob lose oder im Teebeutel, wenn Teesatz in die Erde eingearbeitet wird, verbessert sich dadurch der Boden. Besonders geeignet ist Grüner Tee und Schwarzer Tee, mit letzterem lassen sich sogar Schädlinge bekämpfen. Übrigens lässt sich auch kalter Tee dazu verwenden, den Boden zu verbessern.
- Holzasche: Wichtig bei Holzasche ist, dass das verbrannte Holz unbehandelt war, da sonst schädliche Stoffe enthalten sind. Holzasche ist mit einem pH-Wert von 11 bis 13 stark alkalisch und sollte mit Vorsicht verwendet werden. Gedüngt werden nur lehmige oder tonige Böden und nur Zierpflanzen. Verwenden Sie nur sehr geringe Mengen, empfohlen werden auf den Quadratmeter 100 Milliliter im Jahr.
- Eierschalen: Sie sind kalkhaltig und können den Boden somit mit Calciumcarbonat versorgen und den pH-Wert regulieren. Die Schalen sollten kleingestoßen und in den Boden eingearbeitet werden.
- Bananenschalen: In kleine Stücke geschnitten und in die Erde eingearbeitet, können Bananenschalen den Pflanzen Kalium liefern. Besonders geeignet sind sie für Rosen und Blütenstauden.
- Kartoffelwasser: Magnesium, Eisen, Kalium und Phosphor – diese vier Nährstoffe werden durch Kartoffelwasser an den Boden abgegeben. Auch die Stärke kann von den Pflanzen als Energiereserve genutzt werden.
Tipp 6: Brennnesseln stehen lassen
Sie sind der Dorn in vielen Gärtneraugen, doch Brennnesseln haben wichtige Aufgaben im Garten. Wer sie stehen lässt, der sorgt dafür, dass sich Schmetterlinge vermehren können, denn sie sind eine wertvolle Nahrungsquelle für Schmetterlingsraupen. Nehmen die Brennnesseln im Garten überhand, dann können Sie diese natürlich dezimieren, müssen sie aber nicht wegwerfen. Zerkleinert in Erde eingearbeitet bieten sie viele Nährstoffe für Pflanzen. Und auch als Jauche können Brennnesseln als Dünger oder zum Pflanzenschutz verwendet werden.
Tipp 7: Beete richtig bepflanzen
Was kann man beim Bepflanzen von Beeten schon falsch machen? So einiges! Zum Beispiel, wenn es um Setzlinge geht, die noch einen besonderen Schutz brauchen. Daher sollten Sie Beete immer von Norden nach Süden bepflanzen, damit die Jungpflanzen nicht durch die Ost-West-Winde Schaden nehmen.
Beim Gemüsepflanzen bediente man sich früher einer Schnur, die gerade im Beet gespannt wurde. So konnte man gleichmäßig und gerade aussäen. Damit die Pflanzabstände stimmten, wurden an den Stellen, an denen die Samen in die Erde kamen, Knoten in die Schnur gemacht. Gewusst wie!
Tipp 8: Mischkulturen und Fruchtfolge kennen
Heute pflanzt man gerne einfach mal so etwas an und wundert sich dann, wenn es keinen rechten Ertrag bringen will. Die Wörter Mischkultur und Fruchtfolge sind für viele Fremdwörter, dabei sind sie extrem wichtig, damit man reichlich ernten kann. Es ist daher sinnvoll zu wissen, welche Pflanzen miteinander können und welche nicht und ob Pflanzen im nächsten Jahr an derselben Stelle angepflanzt werden dürfen oder nicht.
Tipp 9: Saatgut selbst sammeln
Früher gab es wenige Möglichkeiten, Saatgut zu kaufen. Daher sammelte man sein eigenes. Den Winter über wurde das Saatgut trocken und dunkel gelagert, vor der Aussaat wurde die Keimprobe durchgeführt und schon konnte neu ausgesät werden.
Tipp 10: Gleichmäßig Säen mit Salzstreuern
Apropos Säen: Wenn die Samen so klein waren, dass man sie nicht einzeln in die Erde stecken konnte, bedienten sich unsere Großeltern einer einfachen Möglichkeit: Sie gaben die Samen in einen Salzstreuer. So konnten sie gleichmäßiger Säen als mit der bloßen Hand.
Tipp 11: Pflanzenschutz selbst gemacht
Pflanzenschutzmittel zum Kaufen gab es früher kaum bis gar nicht. Heute schon, doch diese können auch andere Pflanzen oder sogar Tiere schädigen. Also machen wir unsere Pflanzenschutzmittel wie Oma und Opa eben selbst.
- Brennnesseln: Sie können als Sud oder als Jauche hergestellt werden. Während der Sud aus kaltem Wasser besteht und nur 24 Stunden ziehen muss, braucht die Jauche 2 Wochen und muss immer wieder umgerührt werden, da diese gärt. Erst danach kann sie verwendet werden.
- Schachtelhalm: Ob frisch oder getrocknet ist egal, der Ackerschachtelhalm wird 15 Minuten geköchelt. Anschließend abkühlen lassen und damit die Pflanzen gießen.
- Pflanzenöl: Ob Sonnenblumenöl, Rapsöl oder jedes andere Pflanzenöl, zusammen mit Wasser und Seife entsteht daraus ein Pflanzenschutzmittel, das sehr einfach herzustellen ist.
Diese Mittel stärken die Pflanzen, können aber auch gegen Schädlinge wie Läuse eingesetzt werden.
Tipp 12: Ohne Unkrautvernichter gärtnern
Unkräuter gibt es eigentlich nicht, denn jede Pflanze hat ihre Berechtigung. Doch wenn sich unliebsame Pflanzen breitmachen, können sie anderen den Lebensraum streitig machen. Heute greift man schnell mal zum Unkrautvernichter, früher war alles Handarbeit. Ja, wer einen Garten hat, sollte auch Zeit mitbringen. Auch wenn Unkrautjäten nicht zur liebsten Arbeit gehört, es ist wohl am effektivsten und schont am besten die Umwelt. Übrigens kann man auch mit hübschen Bodendeckern Unkraut in Schach halten. Wucherte das Unkraut auf Gartenwegen oder auf der Terrasse aus den Fugen heraus, hat die Oma einfach heißes Wasser draufgegossen.
Tipp 13: Nützlinge fördern
Schädlinge chemisch bekämpfen war früher gar nicht möglich und darauf sollte man auch heute verzichten. Viel wichtiger ist es, Nützlinge zu fördern, damit diese ihre Arbeit verrichten können. Dazu gehört es, keine chemischen Schädlingsbekämpfungen einzusetzen und für eine ausreichend große Pflanzenvielfalt im Garten zu sorgen. So können Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen, Laufkäfer, Ohrwürmer, Spinnen, Schwebfliegen und auch Vögel dafür sorgen, dass Ihre Pflanzen frei von Schädlingen sind.
Tipp 14: Schnecken im Zaum halten
Geht es darum, Schnecken im Garten zu bekämpfen, werden viele recht erfinderisch. Leider sind unter den Mitteln viele, die die Schnecken qualvoll sterben lassen oder die auch schädlich für andere Tiere sind. Dazu gehören Schneckenkorn oder auch Bierfallen, die nicht verwendet werden sollten. Oma und Opa haben hier noch selbst Hand angelegt und die Schnecken einfach eingesammelt. Da Schnecken dunkle, feuchte Orte für einen Rückzug lieben, legten sie einfach Holzbretter über Nacht aus und fanden am Morgen dann darunter eine ganze Ansammlung von Nacktschnecken.
Tipp 15: Altes wiederverwenden
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Was wir augenscheinlich nicht mehr brauchen, wird weggeworfen. Dabei kann man vieles noch für den Garten verwenden. Drei Beispiele gefällig?
- Mit alten Hosen oder Pullovern können Blumentöpfe für den Winter umwickelt werden, um sie vor Frost zu schützen.
- Mit alten Vorhängen lassen sich Beete abdecken, damit die Vögel die Samen nicht herauspicken können.
- Mit alten Strumpfhosen können junge Bäume an einem Pfahl befestigt werden.
Tipp 16: Wespen schonend vertreiben
Wenn sich Wespen zum Kaffeekränzchen oder zum Grillabend gesellen, werden sie schnell lästig. Sie wollen vom Kuchen oder vom Steak ein Stück haben und schrecken auch vor wildem Gefuchtel nicht zurück. Letzteres macht sie dagegen noch aggressiv und wir bekommen dies nicht selten zu spüren. Dabei ist es ganz einfach, Wespen zu vertreiben. Man nehme Kaffeepulver, das man in ein offenes Gefäß gibt und anzündet. Durch den Rauch werden die Wespen vertrieben.
Tipp 17: Bessere Erträge durch alte Sorten
Heutzutage werden immer wieder neue Sorten von Obst und Gemüse durch Züchtungen auf den Markt gebracht. Diese neuen Sorten sind aber oft anfällig für Krankheiten, wodurch die Ernte leidet. Bessere Erträge werden durch alte Sorten erzielt. Sie haben sich über eine lange Zeit hinweg einer Region angepasst, sie vertragen Kälte und Trockenheit besser und sind zudem samenfest, sodass Sie sie selbst vermehren können. Außerdem enthalten alte Sorten mehr Nährstoffe als neue. Probieren Sie es aus!
Tipp 18: Mit Hausmitteln gegen Mehltau
Mehltau ist zwar nicht zwingend schädlich für Pflanzen, er kann aber dazu beitragen, dass die Ernte dezimiert wird. Um Mehltau zu bekämpfen, haben die Großeltern gerne zu Hausmitteln gegriffen:
- Milch zusammen mit Wasser und damit die betroffenen Stellen besprüht, hilft gut, um den Pilz einzudämmen.
- Auch Natron mit Wasser vermischt mag Mehltau nicht sonderlich. Sie können noch etwas Pflanzenöl dazugeben, so haftet alles besser auf der Pflanze.
- Ist der Mehltau hartnäckig, dann hilft Milch, der sie etwas Salz zugeben. 1 Liter sollten sie rund 20 Gramm Salz beimischen.
Tipp 19: Pflanzhölzer nutzen
Manche Pflanzen brauchen eine Stütze, um ordentlich zu wachsen und nicht umzufallen. Oma und Opa hatten hier immer einen kleinen Vorrat an Pflanzhölzern in verschiedenen Stärken und Längen angelegt, um diese jederzeit griffbereit einsetzen zu können. Interessant, dass diese Pflanzhölzer später an die Kinder und Enkel weitervererbt wurden.
Tipp 20: So kann reich geerntet werden
Oma und Opa hatten auch einige Tipps parat, damit die Ernte noch besser wurde:
- Beim Stecken von Zwiebeln wurden nur die kleinsten ausgewählt, da bei großen Zwiebeln nicht die Frucht wuchs, sondern eher das Kraut.
- Statt Buschbohnen wurden Stangenbohnen angepflanzt, denn der Ertrag war hier doppelt so groß.
- Erbsen werden bei feuchtem Wetter gepflanzt, so werden sie von Mehltau verschont.
- Wenn zwischen Rotkohl und Blumenkohl Tomaten gesetzt werden, bleiben sie von Raupen verschont.