Wenn Blumen, Gemüse oder Kräuter in Vorkultur ausgesät werden sollen, ist immer wieder davon die Rede, man solle Anzuchterde verwenden. Aber warum eigentlich? Was ist an Anzuchterde so anders, als an herkömmlicher Pflanzenerde und muss sie immer verwendet werden? Ist das Ganze vielleicht nur Geldmacherei oder steckt tatsächlich mehr dahinter? Und kann ich Anzuchterde nicht auch selbst herstellen? Fragen über Fragen, die wir hier gerne mit Ihnen erörtern wollen.
Warum Anzuchterde sinnvoll ist
Anzuchterde ist besonders locker und bietet wenige Nährstoffe. Der geneigte Leser mag nun vielleicht vermuten, dass gerade Pflanzen im Wachstum viele Nährstoffe benötigen würden. Das ist prinzipiell richtig, allerdings zu Beginn noch nicht. Der Samen selbst enthält bereits einen gewissen Vorrat an Nährstoffen, die für die Keimung vollkommen ausreichen. Wenn sich der Keimling durch die Samenhülle arbeitet und beginnt zu wachsen, sich gleichzeitig Wurzeln bilden, ist ein langsames Wachstum wichtig. Mit zu vielen Nährstoffen würde der Keimling nach oben schießen und sich die Wurzeln nur schwach entwickeln. Diese sollen sich für ein gutes Wachstum aber auch gut verzweigen können – und genau dafür ist Anzuchterde sinnvoll. Hinzu kommt, dass sich in Anzuchterde kaum Keime oder Pilzsporen befinden, wodurch die Jungpflanze gut vor Krankheiten geschützt ist.
Ein weiterer Vorteil zeigt sich dann, wenn die Pflanze ab einer gewissen Größe in herkömmliche Erde gesetzt wird. Denn wenn sich bis dahin die Wurzeln gut ausgebildet haben, können diese in der Folge Nährstoffe besser aufnehmen und die Pflanze optimal versorgen – für ein gesundes Wachstum. Natürlich ist es möglich, statt Anzuchterde auch herkömmliche Blumenerde zu verwenden. Hier müssen Sie allerdings damit rechnen, dass sich die Pflanzen nicht so gut entwickeln, bei Blumen die Blühfreudigkeit nicht ausgeprägt ist und bei Gemüse oder Kräuter der Ertrag zu wünschen übrig lässt.
Wie Anzuchterde beschaffen sein sollte
Anzuchterde kann man selber machen – dazu gleich noch mehr. Anzuchterde kann man aber auch fix und fertig kaufen. Greifen Sie bitte nur auf hochwertige Anzuchterde zurück, um Ihren Pflanzen die beste Grundlage zu geben. Das sollte die Anzuchterde bieten:
- Niedrigen Nährstoffgehalt
- Keine Mineralsalze
- Keine Klumpenbildung
- Locker und feinporig
- Keimfreiheit
- Gute Wasserspeicherung
- Hohe Durchlässigkeit
- Optimaler pH-Wert zwischen 5,5 und 7
Unterschiede zwischen Anzuchterde und Blumenerde
Sehen wir uns die entscheidenden Unterschiede von Anzuchterde und herkömmlicher Pflanzerde noch mal in der Übersicht an:
Anzuchterde | Pflanzerde | |
Nährstoffgehalt | gering | hoch |
Stickstoffgehalt | gering | hoch |
Mineralsalze | keine | viele |
Struktur | locker, durchlässig | dichter |
Sonstige Bestandteile | keimfrei | Enthält Samen und andere Pflanzenteile |
Übrigens: Ist von Vermehrungserde, Aussaaterde oder Pikiererde die Rede, dann sind dies nur andere Bezeichnungen für Anzuchterde.
Anzuchterde selber mischen
Wenn Sie Ihre Anzuchterde selber mischen möchten, haben Sie den Vorteil, dass Sie genauer auf die Bedürfnisse Ihrer Pflanzen bzw. der Keimlinge eingehen können. Dabei wird zwischen Stark-, Mittel- oder Schwachzehrern unterschieden.
Schwachzehrer
- 40 % Kokosfasern
- 40 % Holzfasern
- 15 % Sand
- 5 % Rindenhumus
Zu den Schwachzehrern zählen unter anderem:
- Gemüse: Bohnen, Chinakohl, Endiviensalat, Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Mangold, Radieschen, Rettich, Schwarzwurzeln
- Kräuter: Basilikum, Bohnenkraut, Dill, Kresse, Liebstöckel, Petersilie, Rosmarin, Thymian
- Zierpflanzen: Lavendel, Lilien, Ringelblumen, Tagetes, Tulpen
Mittelzehrer
- 55 % Kokos- oder Holzfasern
- 20 % Kompost
- 15 % Sand
- 10 % Rindenhumus
Zu den Mittelzehrern gehören zum Beispiel:
- Gemüse: Feldsalat, Karotten, Kohlrabi, Rote Bete, Spinat, Zwiebeln
- Kräuter: Schnittlauch
- Zierpflanzen: Chrysanthemen, Eisenhut, Glockenblumen, Montbretien, Schafgarben, Sonnenhut
Starkzehrer
- 40 % Kokos- oder Holzfasern
- 30 % Kompost
- 10 % Sand
- 10 % Gartenerde
- 10 % Rindenhumus
Zu den Starkzehrern zählen beispielsweise:
- Gemüse: Artischocken, Broccoli, Gurken, Kartoffeln, Kohl, Kürbisse, Lauch, Melonen, Paprika, Rhabarber, Sellerie, Tomaten
- Kräuter: keine
- Zierpflanzen: Astern, Dahlien, Engelstrompeten, Geranien, Oleander, Petunien, Phlox, Rittersporn, Sonnenblumen
Soll keine Unterscheidung zwischen Stark-, Mittel- und Schwachzehrern stattfinden, ist ein allgemein gültiges Rezept für selbst gemischte Anzuchterde aber ebenfalls möglich:
- 40 % Gartenerde
- 40 % Sand
- 15 % Kompost
- 5 % Gesteinsmehl
Da Gartenerde und auch Kompost nicht keimfrei sind, können Sie diese bei 120 Grad für eine Stunde im Backofen sterilisieren.
Achtung: Sollten Sie fertige Anzuchterde kaufen wollen, achten Sie darauf, dass diese keinen Torf enthält. Torf ist zwar gut für die Pflanzen, allerdings schädigt der Torfabbau und die damit verbundene Trockenlegung von Mooren die Umwelt, die Tierwelt und nicht zuletzt unser Klima.
hallo, wofür benötigt man eigentlich erdballenpresse micro 20 ? kommen die samen direkt in die erde und werden dann verpresst? bei den anderen pressen gibt es dübel usw für die samenlöcher…
ich finde das auch nicht, wofür micro 20 sein soll, ausser für 20 erdpresslinge.
danke für eine antwort
vg susanne