Erde, Liebe, Luft und Wasser! Das sind grundlegende Bausteine der Pflanzenzucht. In diesem Artikel möchten wir uns näher mit dem Thema beschäftigen. Wasser ist nicht gleich Wasser und Pflanzen sind wählerische Trinker. Von weich bis hart. Und ist Kalk eigentlich sehr schädlich? Wir klären, was für Unterschiede es bei Wasser gibt, welches das Beste für Pflanzen ist und wieso man es überhaupt braucht. Hiermit also – Wasser marsch!
Wofür eigentlich Wasser?
Wir Menschen brauchen Wasser zum Leben, Pflanzen brauchen Wasser zum Leben – schon klar, aber wofür genau eigentlich? Im Fall der Pflanzen hält das Wasser unter anderem den Zellendruck aufrecht, was zu prallen gesunden Blättern führt, aber auch dafür sorgt, dass die Pflanze aufrecht stehen kann. Sinkt der Wasserdruck, trocknet sie aus und verwelkt.
Ein weiterer wichtiger Job des Wassers ist der des Lösungs- und Transportmittels. Durch die Wurzeln saugt die Pflanze das Wasser und die darin gelösten Nährstoffe wie Salze und Mineralien aus dem Boden auf und verteilt diese wieder mit Hilfe des Wassers in der gesamten Pflanze.
Und nicht zuletzt könnte die Pflanze ohne Wasser keine Fotosynthese durchführen, da das aufgenommene Wasser zusammen mit der Sonnenstrahlung benötigt wird, um Zuckerstoffe für den Energiehaushalt und als Ausgangsmaterial für weitere pflanzliche Stoffe umzuwandeln. Es ist also wirklich wichtig, dieses Wasser, aber Regenwasser oder Leitungswasser – was ist denn das beste Wasser für Pflanzen?
Das perfekte Wasser
Das beste Wasser für Pflanzen ist nicht zu kalt und nicht zu warm. Es enthält nicht zu viel Kalk, aber die richtige Menge Nährstoffe. Es ist eher weich als hart und kommt am besten direkt aus dem Himmel.
Alles klar, oder?
Na gut, hier noch mal ein bisschen ausführlicher.
Die richtige Temperatur
Stellen Sie sich vor, Sie stehen unter der Dusche und drehen das Wasser direkt ganz kalt, oder ganz heiß auf. Unangenehm! Auch bei unseren Pflanzen wollen wir einen Temperaturschock in jedem Fall vermeiden. Gießwasser für Pflanzen sollte idealerweise immer Raum- oder Umgebungstemperatur haben. Die Anschaffung eines Thermometers lohnt sich allemal und eine kleine Temperaturmessung macht oft einen großen Unterschied.
Wie schädlich ist Kalk im Wasser?
Sie können durchatmen – prinzipiell ist Kalk nicht schädlich für Pflanzen.
Kalk ist ein natürlicher Bodenbestandteil, der den Boden locker und leicht macht. In unseren Blumentöpfen wollen wir ihn aber nicht haben. In freier Natur wird der Kalk vom Regen gelöst, verteilt und versickert. Im Blumentopf, in dem immer die gleiche Erde ist, setzt dich der Kalk in der Erde ab. Gießen Sie immer wieder mit kalkhaltigem Wasser nach, verstopft das die Erde und verhindert die Nährstoffaufnahme der Pflanzen.
Die Kalk Ablagerungen sind als weißer Film auf der Erde sichtbar. Falls Sie Ihre Pflanzen mit kalkhaltigem Wasser besprühen, sind auch diese Ablagerungen als weiße Flecken auf den Blättern zu sehen.
Kalk ist also nicht unbedingt schädlich, nur im Übermaß. Wohler fühlen sich Ihre Pflanzen aber definitiv mit kalkarmem Wasser.
Eine schnelle und einfache Methode das Wasser verträglicher zu machen, ist, es abstehen zu lassen. Nach 24 Stunden ist das für Pflanzen schädliche Chlor verdunstet und nach 3 Tagen ist auch der Kalk verschwunden.
Regenwasser als Gießwasser
Die einfachste Art an kalkarmes Wasser zu kommen, ist Regenwasser aufzufangen. Das ist nämlich von Natur aus kalkarm und als das natürlichste Gießwasser von Pflanzen auch besonders gesund und schonend.
Wenn Sie Ihren Pflanzen also einen Gefallen tun möchten, stellen Sie einen Wassertank oder eine Zisterne im Garten auf. Kleinere Kunststofftanks oder Flextanks eignen sich auch hervorragend für kleinere Gärten und Balkone.
Sie haben keinen Garten oder Balkon? Kein Problem, das heißt nicht, dass Sie auf perfektes Gießwasser verzichten müssen.
Gießen mit Schnee
Eine praktische Alternative zu Regenwasser ist Schnee, der dieselben Eigenschaften aufweist, sich also perfekt zum Gießen eignet. Holen Sie einfach eine ordentliche Portion Schnee von draußen rein und lassen Sie sie in einem Behälter, der Gießkanne, oder der Badewanne schmelzen. Idealerweise benutzen Sie nur sauberen Neuschnee. Der Schnee muss vollständig geschmolzen sein. Warten Sie am besten noch eine weitere Stunde, damit das Schneewasser Raumtemperatur erreichen kann.
Da Schnee mehr Schmutz bindet als Regenwasser, sollten Sie das Schneewasser vor dem Gießen mit einem feinen Sieb filtern.
Wasser aus der Leitung
Sie holen sich Ihr Trinkwasser aus dem Wasserhahn, dann sollte es doch auch für Ihre Pflanzen gut sein?
Theoretisch ja. Das kommt auf die Wasserqualität Ihrer Region an und ist sehr unterschiedlich. Tatsächlich ist das Trinkwasser in den meisten Teilen von Deutschland aber recht kalkhaltig, was, wie wir ja jetzt schon wissen, nicht so ideal ist.
Außerdem wird dem Leitungswasser oft Chlor zugesetzt, welches das Wachstum von Bakterien und schädlichen Mikroorganismen verhindern soll. Chlor ist jedoch für Pflanzen sehr schädlich, vor allem, weil es nicht zwischen schlechten und guten Bakterien unterscheiden kann und alle tötet. Das ist besonders im biologischen Anbau fatal, wo die Pflanzen auf die guten Mikroorganismen im Wasser angewiesen sind.
Zimmerpflanzen die regelmäßig umgetopft werden, können problemlos mit Leitungswasser gegossen werden, da durch die neue Erde der abgesetzte Kalk entfernt wird.
Für Viele ist Leitungswasser die einzige oder beste Lösung. Wichtig ist, sich vorher genau über die Eigenschaften des eigenen Wassers zu informieren. Welche das sind, erfahren wir im Folgenden.
Von pH-Wert und Wasserhärte
Jetzt haben wir uns schon einige Arten von Wasser angeschaut, die mehr oder weniger gut für unsere Pflanzen funktionieren. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für das perfekte Wasser ist der pH-Wert und die damit verbundene Wasserhärte.
Das schauen wir uns jetzt einmal genauer an – lasst uns abtauchen.
Was ist überhaupt dieser pH-Wert?
Die Abkürzung „pH“ kommt aus dem Neulateinischen „potentia Hydrogenii“, zu Deutsch: „Konzentration des Wasserstoffs“ und gibt an, wie sauer oder alkalisch (basisch) eine Flüssigkeit ist. Die Skala reicht von 0 (sehr sauer) bis 14 (sehr alkalisch), wobei 7 den neutralen Mittelwert bildet
Ein Wassermolekül besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff und hat bei seiner Entstehung einen pH-Wert von 7, ist also neutral. Erst wenn es sich mit anderen Stoffen verbindet, beeinflussen diese den Wert und es wird entweder saurer oder alkalischer.
Bei einem pH-Wert zwischen 6 und 7 arbeiten die Mikroorganismen des Bodens am besten und es besteht die beste Nährstoffverfügbarkeit. Schon bei geringen Abweichungen von diesem Wert können die Pflanzen bestimmte Nähstoffe nicht mehr aufnehmen, selbst wenn diese vorhanden sind. Bei einem zu niedrigen Wert kommt die Pflanze nicht an genug Kalzium und Magnesium, bei einem zu hohen Wert kann sie nicht genug Eisen aufnehmen.
Der perfekte pH-Wert für unsere Pflanzen liegt zwischen 6 und 7 und unterscheidet sich minimal, je nach Sorte.
Falls es bis hier her nicht deutlich wurde – der pH-Wert ist absolut entscheidend für einen guten Grow!
Kontrollieren Sie ihn regelmäßig und am besten vor jedem Gießen. Dafür können Sie ein pH-Messgerät verwenden. Die gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und erleichtern das Arbeiten ungemein.
Die Wasserhärte
Die Wasserhärte gibt an, in welcher Konzentration Stoffe im Wasser gelöst sind. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Angaben. Der Gesamthärte, welche sich auf die Summe der gelösten Erdalkalimetalle im Wasser bezieht, vor allem die chemischen Elemente Calcium und Magnesium und der Karbonhärte, die sich auf das gelöste Hydrogenkarbonat (Kalk) im Wasser bezieht.
Je höher die Karbonhärte, desto „härter“ ist das Wasser. Das gelöste Karbon führt zu schlechter Eisenaufnahme und Kalkablagerungen im Bewässerungssystem und an den Pflanzen. Außerdem erhöht hartes Wasser den pH-Wert und ist deshalb ein Wert, der entscheidend ist für den Erfolg unseres Grows.
Puh, das war jetzt aber ganz schön komplex. Zusammengefasst können wir also sagen, dass unsere Pflänzchen lieber weiches Wasser mögen und es deshalb wichtig ist, die Wasserhärte zu kennen.
Diese erfahren Sie zum Beispiel bei Ihrer Wasserversorgung, den Stadtwerken, oder Sie führen selbst einen Test durch. Teststreifen dafür bekommen Sie in jeder Apotheke.
Kalk ist übrigens absolut nicht schädlich für uns Menschen. Schmeckt bloß nicht so gut.
Und noch einer – der EC-Wert
Temperatur, pH-Wert und Wasserhärte sind also Werte, die beim Anbau von Pflanzen wichtig sind und beachtet werden müssen. Falls Sie jetzt schon ausatmen möchten, weil das nach viel Arbeit klingt, schieben wir lieber gleich den vierten und letzten entscheidenden Parameter hinterher – den EC-Wert.
EC who?
Im Wasser sind nicht nur Erdalkalimetalle und Karbon gelöst, sondern auch Salze. Diese Salze leiten Strom. Je höher die Salzkonzentration, desto leitfähiger ist das Wasser. Diese Salzkonzentration ist der EC-Wert, wir sprechen von der elektrischen Leitfähigkeit, zu Englisch: Electrical Conductivity.
Muss ich das wissen?
Fragen Sie sich jetzt vielleicht. Die Antwort ist: unbedingt!
Der EC-Wert gibt uns nämlich Auskunft über die Nährstoffkonzentration im Wasser, oder dem Boden. Wenn wir Düngemittel zusetzen wollen, müssen wir vorher wissen, wie viele Nährstoffe bereits vorhanden sind, ansonsten kann es leicht zu einer Überdüngung bzw. Übersalzung kommen. Unsere Pflanzen können die überschüssigen Nährstoffe nämlich nicht speichern, sondern geraten in Stress, weil sie nicht alle vorhandenen Nährstoffe verarbeiten können. Die Salze lagern sich in den Blättern ab, diese beginnen zu vertrocknen, welken und sterben schließlich ab.
EC-Wert messen
Das Gießwasser sollte mindestens einmal zu Beginn jedes Grows gemessen werden. Gerade bei Leitungswasser sind die Werte recht stabil.
Das perfekte Gießwasser hat einen EC-Wert von 0,2 – 0,4. Das ist nicht sehr salzig und es ist genügend Spielraum, um Nährstoffe zuzugeben. Als Faustregel gilt: in der Wachstumsphase brauchen Pflanzen eher einen geringen EC-Wert, ausgewachsene Pflanzen einen höheren. Der ideale Wert wird üblicherweise auch in einem Düngeschema, oder auf der Rückseite der Düngemittel angegeben.
Den Wert feststellen können Sie ganz einfach mit einem dafür vorgesehenen EC-Messgerät. Die gibt es meist mit integriertem Thermometer, da der EC-Wert von der Temperatur beeinflusst wird.
Es gibt auch sogenannte `Kombi-Geräte´, die außer EC-Wert und Temperatur auch noch den pH-Wert messen können. Das ist sehr praktisch, weil Sie für all Ihre Werte nur ein Gerät brauchen.
Wichtig bei der Verwendung eines EC-Meter ist, dass es regelmäßig mit einer dafür vorgesehen Kalibrierflüssigkeit kalibriert wird und spezieller Reinigungsflüssigkeit gereinigt wird. So stellen Sie sicher, dass es auch zuverlässige exakte Werte liefert und das möglichst sehr lange.
Bei biologischem Anbau muss der Wert überhaupt nicht gemessen werden, da biologische Erden eine hohe Pufferwirkung haben und zu hohe Werte selbst ausgleichen können.
Wasser – ein Fazit
Wow, wer hätte gedacht, dass Wasser so ein komplexes Thema sein kann.
Wir können mit Sicherheit sagen, dass die meisten Anbaufehler auf `das falsche´ Gießwasser zurückzuführen sind. Für einen erfolgreichen Grow ist es essenziell sich vor Beginn mit dem Wasser auseinander zu setzten. Wenn Sie die Möglichkeit haben Regenwasser aufzufangen – perfekt. Aber auch Leitungswasser funktioniert super. Wichtig ist bei jedem Wasser, dass Sie alle Werte, pH, EC, Wasserhärte und Temperatur kennen.
Dann kann ja nichts mehr schief gehen – let’s grow!
Halt Stopp!
Sie haben sorgfältig alle Werte gemessen, aber die passen gar nicht zu den von uns empfohlenen Richtwerten?
Der pH-Wert ist zu hoch, ebenso der EC-Wert, aber Ihr Trinkwasser ist auch einfach sehr kalkhaltig?
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Ihr Wasser nicht sofort die erforderlichen Werte aufweist. Lesen Sie hier weiter und erfahren Sie, wie Sie dem Kalk entgegen wirken und den perfekten pH-Wert bekommen. Noch mehr Informationen zum EC-Wert gibt es hier.