Wirsing gehört nicht nur zu den 35 Kohlarten, die es weltweit gibt, er ist ein Gemüsekohl und damit verwandt mit dem Blumenkohl, dem Rot-, Grün- und Weißkohl, dem Brokkoli, dem Rosenkohl und auch dem Kohlrabi. Was ihn optisch von seiner Verwandtschaft unterscheidet sind vor allem die krausen Blätter, die gewellt sind und so sein charakteristisches Aussehen prägen. Auch sein Geschmack unterscheidet sich von den anderen Kohlsorten. Der Grund sind die Senföle, dadurch ist er aromatisch mild und leicht nussig.
Wirsing kommt aus dem Mittelmeerraum
Ursprünglich war Wirsing rund ums Mittelmeer bekannt. Bereits im 8. Jahrhundert ist nachgewiesen, dass er von Römern und Griechen gerne verspeist wurde. Zu uns nach Deutschland kam er dann wohl Anfang des 17. Jahrhundert. Galt er früher als „Arme-Leute-Essen“ ist Wirsing mittlerweile salonfähig geworden. Er ist sehr kalorinarm und überzeugt mit zahlreichen Nährstoffen, darunter die Vitamine A, B und C, Eisen und Phosphor. Früher wurde er sogar als Heilpflanze genutzt und etwa gegen Rheuma und Gicht eingesetzt.
Wirsing anbauen – fast das ganze Jahr möglich
Da Wirsing im Gegensatz zu seiner Verwandtschaft robuster ist, ist er vor allem für Einsteiger eine gute Möglichkeit, Kohl erfolgreich anzubauen. Da es vom Wirsing Früh-, Mittel- und Spätsorten gibt, kann er quasi das ganze Jahr über angebaut werden.
- Frühsorten werden ab Februar auf der hellen Fensterbank oder natürlich im Gewächshaus ausgesät. Eine Direktsaat ist dann ab April möglich.
- Mittlere Sorten kommen ab Mai nach draußen – hier können Sie direkt ins Beet gesät werden.
- Handelt es sich um Spätsorten, wird im Juni bzw. Juli gesät.
So wird Wirsing ausgesät
Wirsingsamen kommen rund 1 Zentimeter tief in die Erde. Er Abstand zur nächsten Pflanze sollte mindestens einen halben Meter betragen, der Reihenabstand mindestens 40 Zentimeter. Nach dem Keimen, was etwa 10 Tage dauert, werden zu eng stehende Pflanzen entfernt. Bei der Vorzucht pikieren Sie die Jungpflanzen und geben die kräftigsten in separate Töpfe. Beim Auspflanzen sollte die Erde bis zu den Keimblättern reichen. Da Wirsing anfällig für die Kohlfliege ist, die ihre Eier am Wurzelhals ablegt und sich die Larven dann von der Pflanze ernähren, sollte man entweder ein feinmaschiges Netz über den Wirsing legen oder mit einem sogenannten Kohlkragen arbeiten, der den Wurzelhals entsprechend schützt.
Kohl neben Kohl verträgt sich nicht, wenn Sie also andere Kohlsorten anbauen möchten, dann halten Sie ausreichend Abstand zum Wirsing. Sehr gut kommt der Gemüsekohl beispielsweise mit Kartoffeln, Karotten, Sellerie, Spinat, Salaten und Bohnen zurecht.
Die Pflege des Wirsings
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Gießen
Gerade zu Beginn sollten die Jungpflanzen gut gegossen werden. Das ist später nicht mehr nötig, da Wirsing sehr tief wurzelt und sich so das Wasser eigenständig holen kann. Dennoch sollten Sie in Trockenperioden natürlich auch weiterhin gießen.
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Düngen
Wirsing ist ein Starkzehrer, weswegen er in jedem Fall Dünger benötigt. Zu viel ist aber genauso schlecht, wie zu wenig. Daher gilt folgendes: In der Anfangsphase des Wachstums sollten Sie Kompost in die Erde einarbeiten. Sobald sich die Köpfe gebildet haben, gibt es noch einmal Kompost. Auch etwas Pflanzenjauche ist sinnvoll, um den Wirsing mit Nährstoffen zu versorgen.
Weitere Pflegemaßnahmen
- Damit der Wirsing im Laufe der Zeit nicht umkippt – der Kopf wird ziemlich schwer – sollten Sie die Stiele mit Erde anhäufeln.
- Äußere Blätter werden mit der Zeit welk, diese regelmäßig entfernt.
- Unkraut sollte immer wieder entfernt werden. Ideal ist es, wenn Sie etwas Mulch ausbringen. Dieser speichert das Wasser in der Erde besser und unterdrückt das Unkrautwachstum.
- Lockern Sie außerdem die Erde immer wieder etwas auf.
Übrigens: Wirsing sollte in den nächsten 3 bis 5 Jahren nicht erneut an derselben Stelle im Beet ausgesät oder angepflanzt werden. Der Grund ist, dass Wirsing ein Starkzehrer ist und sich die Erde erst wieder erholen muss.
Wirsing ernten
Die Ernte findet – je nach Sorte – zwischen 13 und 26 Wochen (bei frühen Sorten) und zwischen 26 und 40 Wochen (bei späten Sorten) nach der Aussaat statt. Das bedeutet, dass Sie von Juni bis Dezember, oftmals auch noch im Januar ernten können. Handelt es sich um frühe Sorten, ist ein schnelles Ernten anzuraten, mittlere und späte Sorten können länger draußen bleiben, da diese robuster sind.
Bei der Ernte wird mit einem scharfen Messer der Kohlkopf vom Stiel abgeschnitten. Bei dieser Methode sollten Sie die Wurzeln anschließend ausgraben, um Krankheiten zu vermeiden. Alternativ kann der Wirsing auch mitsamt den Wurzeln aus dem Boden gezogen werden. Das hat den Vorteil, dass das Gemüse länger gelagert werden kann. Die äußeren Blätter werden entfernt, verwendet werden nur die noch eng anliegenden, helleren Kohlkopfblätter.
Wirsing aufbewahren
Im Kühlschrank halten frische Köpfe rund eine Woche, im Keller etwa zwei bis drei Wochen. Gelagert wird in einem Netz oder in einem Regal, mit Wurzeln kann das Gemüse auch über Kopf aufgehängt werden. Achtung: Lagern Sie Wirsing nie neben Obst, insbesondere nicht neben Äpfeln, da die Blätter sonst welken. Möchten Sie Wirsing länger haltbar machen, können Sie den rohen Kopf einfrieren, so hält er mindestens 10 Monate. Natürlich ist auch das Einkochen eine Möglichkeit, um die Haltbarkeit zu verlängern.
Krankheiten beim Wirsing
- Wenn der Wirsing zu welken beginnt, kümmert und schließlich eingeht, handelt es sich wohl um die Kohlhernie. Verursacht wird die Krankheit von einem Schleimpilz mit dem Namen Plasmodiophora brassicae. Um der Krankheit vorzubeugen, sollte Wirsing in lockerem Boden gepflanzt werden. Ist der Boden lehmig und schwer, sollten Sie ihn sanden. Auch der pH-Wert ist in diesem Fall wichtig und sollte keinesfalls unter 6 liegen. Ist dies doch der Fall, sollte der Boden gekalkt werden. Einmal von der Kohlhernie befallen, ist eine Bekämpfung des Pilzes nicht möglich. Der Wirsing muss entsorgt werden.
- Es kann zudem zu Mehltaubefall kommen, der mit Hausmitteln, etwa mit einer Wasser-Milch-Lösung, behandelt werden kann.
Vermeiden können Sie Pilzbefall, indem Sie Wirsing ausreichend Platz geben und nicht zu eng pflanzen, damit genügend Luft und Licht an die Blätter kommt und diese immer abtrocknen können.
Schädlinge beim Wirsing
- Wie oben schon erwähnt, kann die Kohlfliege bzw. deren Larven Schaden anrichten. Hier ist das Anhäufeln als Gegenmaßnahme zu nennen.
- Der Kohlweißling ist ein weiterer Schädling, der dem Wirsing zusetzt. Die gefräßigen Larven machen sich dabei über die Kohlblätter her und hinterlassen deutliche Fraßspuren. Vermeiden kann man den Befall zum Beispiel durch Mischkulturen – neben Kohl sind Tomaten und Sellerie ideal.
- Sind im Sommer und Herbst weiße Punkte an den Blättern zu erkennen, handelt es sich um die Kohlmottenschildlaus. Diese fliegen bei Berührung auf. Die Läuse scheiden Wachs- und Honigtau aus, was dazu führt, dass sich Schwärzepilze ansiedeln und den Wirsing schädigen. Bekämpft werden können die Läuse mit einem Knoblauch- oder Zwiebelsud.
Gegen all diese Schädlinge hilft es auch, ein feinmaschiges Netz über die Pflanzen zu spannen.
Rezeptideen: Rahmwirsing, Wirsingrouladen, Wirsingeintopf
Sie möchten Wirsing nicht nur im Garten einmal ausprobieren, sondern auch in der Küche? Dann hätten wir drei tolle Rezeptideen für Sie!
Rahmwirsing
Als Beilage zu allen Arten von Fleisch, aber auch zu Kartoffeln oder Reis bestens geeignet. Und das brauchen Sie für 4 Portionen:
- 1 kg Wirsing
- 1 Zwiebel
- 100 g fetter Speck
- 250 ml Fleischbrühe
- 75 ml Milch
- 100 ml Sahne
- 1 EL Mehl
- Salz, Pfeffer, Muskat
Und so geht´s:
- Wirsing putzen und fein hacken.
- Zwiebeln fein würfeln.
- Speck ebenfalls in kleine Würfel schneiden.
- Speck in einem Topf zerlassen und die Zwiebeln im Fett leicht bräunen.
- Wirsing dazugeben, leicht anbraten und mit Fleischbrühe ablöschen.
- Den Wirsing köcheln lassen, bis er weich ist.
- Mehl mit der Milch glattrühren und zum fertigen Kohl geben.
- Noch einmal Aufkochen lassen und mit den Gewürzen abschmecken.
- Zum Schluss die Sahne zugeben.
Wirsingrouladen
Als deftiges Hauptgericht eignen sich Wirsingrouladen, die besonders zu Salzkartoffeln passen. Die Zutaten für 4 Portionen:
- 1 Wirsing
- 500 g Hackfleisch
- 100 g fetter Speck
- 500 ml Fleischbrühe
- 200 ml Sahne
- 1 Ei
- 1 Brötchen vom Vortag
- 1 Zwiebel
- 1 EL Senf
- Salz, Pfeffer, Paprika, Majoran
Und so geht´s:
- Vom Wirsing 8 große Blätter abschneiden und in kochendem Salzwasser blanchieren. Danach in kaltem Wasser abschrecken und trockentupfen.
- Das Brötchen in Wasser einweichen, herausnehmen und gut ausdrücken.
- Die Zwiebel fein hacken.
- Hackfleisch, das Ei, das Brötchen, die Zwiebel, den Senf und die Gewürze in eine Schüssel geben und gut vermengen.
- Das Hackfleisch zu gleichen Teilen aufteilen und mit je 2 Wirsingblättern umwickeln. Damit sich diese beim Kochen nicht lösen, mit Bindfaden umwickeln.
- Den Speck in einer hohen Pfanne auslassen und die Wirsingrouladen schön braun anbraten.
- Mit Fleischbrühe ablöschen und eine halbe Stunde bei geschlossenem Deckel schmoren.
- Die Rouladen herausnehmen und in die Soße die Sahne einrühren. Mit den Gewürzen abschmecken.
Wirsingeintopf
Wird es draußen kalt, sind Eintöpfe angesagt. Einen leckeren mit Wirsing möchten wir Ihnen vorstellen. Zutaten für 4 Portionen:
- 1 kg Wirsing
- 500 g Hackfleisch
- 5 Kartoffeln
- 1 Zwiebel
- 1 Liter Fleischbrühe
- Öl
- Salz, Pfeffer, Kümmel, Muskatnuss
Und so geht´s:
- Zwiebeln klein hacken und in einem Topf mit heißem Öl glasig werden lassen.
- Das Hackfleisch dazugeben und krümelig braten, bis es durch ist, salzen und pfeffern.
- Wirsing klein schneiden.
- Wirsing zum Hackfleisch geben und ca. 10 Minuten bei geschlossenem Deckel dünsten lassen.
- Kartoffeln schälen und in mundgerechte Stücke würfeln.
- Nun die Kartoffeln zum Wirsing-Hack-Gemisch geben und weitere 5 Minuten dünsten lassen.
- Fleischbrühe dazugeben.
- Mit Kümmel und Muskatnuss würzen und köcheln lassen, bis die Kartoffeln bissfest sind.