Vermutlich jeder, der öfter durch Wald und Wiesen streift, hat bereits Bekanntschaft mit Zecken gemacht. Die kleinen Blutsauger gehören bei uns Menschen in die Kategorie „braucht niemand“. Denn Zecken sind gefährlich und können schwere Krankheiten auslösen. Dennoch nehmen auch sie einen wichtigen Platz im Ökosystem ein. Wir sehen uns die Spinnentierchen mal etwas genauer an.
Zecken sind keine Insekten
Und da stoßen wir bereits auf das erste Missverständnis, denn viele nehmen an, Zecken seien Insekten. Das stimmt aber nicht, denn Zecken sind Spinnentiere. Eine weitere Unterteilung zeigt, dass sie zu den Milben gehören – unter den rund 900 Zeckenarten sind im Übrigen die größten Milbenarten zu finden. Die Parasiten haben acht Beine, einen Stechapparat und sind bekannte Krankheitsüberträger.
10 bemerkenswerte Fakten über Zecken
Bevor wir ins Detail gehen, lernen wir Zecken doch mal etwas näher kennen. Hier sind 10 interessante Fakten, die Sie vielleicht noch gar nicht wussten:
- Der Begriff „Zeckenbiss“ ist falsch: Das liegt daran, dass sie einen Stechapparat haben und sich damit in unsere Haut bohren. Zecken stechen also nicht, sie beißen.
- Zecken fallen nicht von den Bäumen: Viele haben die Warnungen als Kind noch im Ohr, wenn es hieß, dass Zecken sich im Wald von den Bäumen auf einen herunterfallen lassen. Das stimmt nicht, denn Zecken leben im Gras oder auf niedrigen Pflanzen wie Stauden oder Büschen. Streift man vorbei, krallen sie sich an einem fest und können dann in Ruhe die richtige Stelle zum Stechen suchen.
- Zecken wissen, wo wir sind: Der Grund: Zecken können Kohlendioxid riechen und sie lieben es! Bis zu einer Entfernung von 50 Metern können sie riechen, wenn wir Menschen ausatmen.
- Zecken können nichts sehen: Sie haben stattdessen das sogenannte Haller-Organ, das sich an den Vorderbeinen befindet. Mit diesem Sinnesorgan können sie riechen und sogar Temperaturen bestimmen.
- Zecken sind besonders widerstandsfähig: Zecken können 24 Stunden bei -30 Grad überleben, sie kommen bis zu 3 Wochen ohne Wasser aus und auch ein Waschgang bei 40 Grad in der Waschmaschine kann ihnen nichts anhaben.
- Zecken brauchen wenig zu essen: Es gibt Zeckenarten, die bis zu 5 Jahre ohne Nahrung auskommen können. Es wurde unter Laborbedingungen sogar festgestellt, dass Zecken auch nach 10 Jahren Nahrungsabstinenz noch nicht gestorben sind.
- Zecken bleiben meist an einem Ort: Einmal geschlüpft, bleiben Zecken in der Nähe ihres Geburtsortes. Von selbst bewegen sie sich in ihrem Leben maximal 2 Meter fort. Wenn sie sich auf einem Wirt befinden, können sie allerdings bis zu 1,5 Meter in die Höhe klettern.
- Zeckenweibchen sterben nach der Eiablage: Nach der Paarung dauert es rund 20 Tage, bis die Eiablage stattfindet. Danach sterben die Weibchen. Um aber überhaupt Eier produzieren zu können, braucht das Zeckenweibchen vorab eine ausgiebige Blutmahlzeit.
- Zecken haben viele Geschwister: Eine Eiablage zählt zwischen 2.000 und 20.000 Eier. Nach 3 bis 7 Wochen schlüpfen daraus sechsbeinige Larven, die sich vom Blut von Kleinsäugern ernähren und danach zur achtbeinigen Nymphe häuten.
- Den Zeckenbiss spüren wir nicht: Die Erklärung ist einfach: Zecken sondern beim Stechen ein Betäubungsmittel ab, das durch den Speichel direkt in unsere Haut dringt. Da wir also nicht bemerken, wenn sich eine Zecke an uns gütlich tut, ist es besonders wichtig, sich nach Spaziergängen in der Natur auf Zecken zu untersuchen.
Übrigens: 99 Prozent ihres Lebens sind Zecken auf der Suche nach einem geeigneten Wirt.
Zeckenarten in Deutschland
Weltweit gibt es über 900 Zeckenarten, in Deutschland sind es um die 20. Die bekanntesten Zeckenarten hier bei uns sind:
Risikogebiete für Zecken in Deutschland sind vor allem die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen und Sachsen. Aber auch in Mittelhessen, in Niedersachen, Rheinland-Pfalz und im Saarland können Zecken gehäuft vorkommen.
Wie erkennt man eine Zecke?
Wer nicht genau hinsieht, könnte eine Zecke mit einem kleinen Käfer oder einer Spinne verwechseln. Möchte man das Tier von der Kleidung entfernen und hat es sich auf der Haut noch nicht festgesaugt, kann dies bereits schwierig werden, denn die Zecke besitzt starke Klauen an den vorderen Beinen. Besonders der weit verbreitete Holzbock ist an einem rot-bräunlichem Schild (Weibchen) oder an einem dunklen bis schwarzem Schild (Männchen) zu erkennen. Die Zecke hat eine Größe von ca. 6 Millimetern und besitzt im ausgewachsenen Stadium 8 Beine. Wenn Zecken Menschen oder Tiere anzapfen, können sie sich bis zum 200-fachen ihres Körpergewichtes vollsaugen, was man an einem prall gefüllten Körper erkennen kann.
Wie sehen Zeckennester aus?
Zwar sind die Nester von Zecken noch nicht gefährlich, wer aber ein solches in seinem Garten findet, sollte schnell handeln und dieses entsorgen. Wie erwähnt, können aus einem Gelege bis zu 20.000 Zecken schlüpfen – wer möchte das schon in seinem Garten haben. Und so können Sie sie erkennen:
- Die Eier sind relativ klein, weswegen sie alleine kaum auffallen würden. Zusammen mit mehreren 100 oder 1000 Eiern sind sie aber gut zu erkennen.
- Das Gelege ist bräunlich bis schwarz und mit einer glänzenden Schutzschicht überzogen.
- Zecken legen die Eier im Herbst ab. Die Orte können ganz unterschiedlich sein, sind aber meistens recht geschützt. So können sich die Nester in hohem Gras, unter Laub, in dicht bewachsenen Beeten, im Kompost, in Sträuchern und Hecken, in Mauerritzen, zwischen Steinen, zwischen Brennholz oder auch in Blumenkübeln befinden.
Ein Leben als Zecke
Zecken werden durchschnittlich 9 bis 10 Jahre alt. Dabei durchlaufen sie einen Zyklus, den wir gerne mal genauer ansehen wollen.
- Ein Zeckenweibchen legt im Herbst mehrere tausend Eier ab.
- Aus diesen Eiern schlüpfen im Frühling die geschlechtslosen, sechsbeinigen Larven und machen sich auf die Suche nach der ersten Blutmahlzeit. Dafür dienen Kleinnager wie Igel oder Mäuse als Wirte.
- Nachdem sie sich sattgegessen haben, häuten sie sich zum ersten Mal. Zum Vorschein kommen die Nymphen, die noch immer geschlechtslos sind, aber bereits über 8 Beine verfügen. Die zweite Blutmahlzeit holen sie sich dann bei größeren Wirten wie bei Hasen, Rehen oder auch dem Menschen.
- Eine weitere Häutung findet statt, ehe daraus die geschlechtsreife Zecke erscheint.
- Nach der Paarung müssen Weibchen eine weitere Blutmahlzeit zu sich nehmen und zwar bis zu 11 Tage lang. Erst danach ist sie bereit, wiederum Eier zu legen.
Zecken nützlich für das Ökosystem
Sie sind unbeliebt, sie sind gefährlich, niemand möchte mit ihnen in Berührung kommen und dennoch sind Zecken nützliche Tiere. Sie haben im Ökosystem wichtige Aufgaben, wenngleich so manches noch im Dunkeln liegt und man über diese Tiere vieles noch gar nicht weiß.
- Nahrung für andere Tiere: Zecken dienen als Nahrungsquelle für verschiedene Tiere, darunter Vögel, Nagetiere, Reptilien und Amphibien. Viele Vogelarten, wie zum Beispiel Rotkehlchen und Meisen, fressen gerne Zecken und können dazu beitragen, ihre Populationen zu kontrollieren.
- Biologische Kontrolle: Obwohl sie Parasiten sind, regulieren Zecken indirekt die Populationen ihrer Wirte, indem sie schwache oder anfällige Tiere befallen und so zur natürlichen Selektion beitragen.
- Interaktionen im Ökosystem: Zecken beeinflussen auch das Verhalten und die Aktivitäten ihrer Wirte. Zum Beispiel können Tiere, die Zeckenbefall vermeiden wollen, bestimmte Verhaltensweisen entwickeln, die wiederum Auswirkungen auf andere Arten und die Struktur des Ökosystems haben können.
Krankheiten, die von Zecken übertragen werden
Wenn Zecken zustechen, dann enthält ihr Speichel Stoffe, die verhindern, dass das Blut gerinnt und dass sich die Einstichstelle infiziert. So können sie ungehindert Blut saugen und ihren Wirt dabei infizieren.
Krankheiten beim Menschen
- Lyme-Borreliose: Diese Krankheit wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht und kann zu Symptomen wie Hautausschlag, Fieber, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Müdigkeit führen, wenn sie unbehandelt bleibt. Eine Impfung für diese Infektion gibt es nicht, eine Behandlung findet mit Antibiotika statt.
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): FSME ist eine virale Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch das FSME-Virus verursacht wird. Symptome können Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Verwirrung, Lähmungen und sogar Tod umfassen. Gegen FSME gibt es eine Impfung, den vollen Impfschutz hat man nach 3 Impfungen, die innerhalb von 15 Monaten gegeben werden. Der Impfschutz hält dann mindestens 3 Jahre. Impfen lassen sollten sich vor allem Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind und in Risikogebieten leben.
- Babesiose: Babesiose wird durch Parasiten der Gattung Babesia verursacht und kann grippeähnliche Symptome, Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Müdigkeit und Anämie verursachen. Die Krankheit kommt vor allem bei Tieren vor, kann aber auch den Menschen betreffen. Bei gesunden Menschen klingen die Symptome nach rund einer Woche von selbst ab.
- Ehrlichiose und Anaplasmose: Diese durch Bakterien verursachten Krankheiten können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Müdigkeit verursachen. Beide Krankheiten können mit Antibiotika behandelt werden.
- Rickettsiose: Rickettsien sind Bakterien, die von Zecken auf den Menschen übertragen werden und verschiedene Formen von Rickettsiosen verursachen können, darunter die Rocky-Mountain-Fleckfieber, die Zeckenfleckfieber und die mediterrane Zeckenfleckfieber. Symptome sind Fieber, Husten, geschwollene Lymphknoten, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und Frösteln. Die Rickettsiose ist eine typische Reisekrankheit, die nach Aufenthalten vor allem im Mittelmeerraum, in Afrika und Nordamerika auftreten kann. Gegen die Krankheit wird Antibiotika verabreicht.
- Tularämie: Diese bakterielle Infektion, die auch Hasenpest genannt wird, wird durch Francisella tularensis verursacht und kann Fieber, Hautgeschwüre, Schwellungen der Lymphknoten bis hin zu Meningitis hervorrufen. Eine Behandlung mit entsprechenden Medikamenten ist dringend erforderlich, unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen.
Allerdings gilt zu beachten, dass die meisten Zeckenstiche nicht mit einer Infektion einhergehen. Laut Statistik infizieren sich 2,6 bis 5,6 Prozent der Menschen nachdem sie von einer Zecke gestochen wurden.
Krankheiten bei Tieren
- Lyme-Borreliose: Hunde und Katzen können, wie Menschen auch, an Lyme-Borreliose erkranken. Die Symptome können Fieber, Lahmheit, Gelenkschwellungen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit umfassen.
- Ehrlichiose: Diese Krankheit wird durch Bakterien der Gattung Ehrlichia verursacht und kann bei Hunden Fieber, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall, Nasenausfluss, Gewichtsverlust und in schweren Fällen sogar Blutungen und neurologische Symptome verursachen.
- Anaplasmose: Auch bekannt als Granulozytäre Anaplasmose, wird diese Krankheit durch Bakterien der Gattung Anaplasma verursacht und äußert sich bei Hunden durch Fieber, Gelenkschmerzen, Lahmheit und Appetitlosigkeit.
- Babesiose: Diese Krankheit wird durch Parasiten der Gattung Babesia verursacht und kann bei Hunden Fieber, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gelbsucht, dunklen Urin und in schweren Fällen Organversagen hervorrufen.
- Hepatozoonose: Diese Krankheit wird durch Parasiten der Gattung Hepatozoon verursacht und hat bei Hunden Fieber, Muskelschwäche, Lahmheit und Gewichtsverlust zur Ursache.
- Tularämie: Auch bei Haustieren kann Tularämie auftreten, wobei die Symptome ähnlich denen bei Menschen sind, einschließlich Fieber, Appetitlosigkeit, Lethargie und Lymphknotenschwellungen.
Wie beim Menschen auch können Hunde und Katzen gegen die Borreliose geimpft werden.
Schutz gegen Zecken
Der effektivste Schutz vor Zecken ist es, lange Kleidung zu tragen. Wer also im Wald oder auf Wiesen unterwegs ist, sollte geschlossene Schuhe und eine lange Hose anziehen, die Socken über die Hosenbeine Stülpen und im Idealfall auch eine langärmlige Jacke tragen. Verwenden Sie helle Kleidung, da man dort Zecken deutlicher erkennen kann. Nach dem Ausflug in die Natur sollten Sie die Kleidung gut ausschütteln oder ausbürsten.
Zudem ist es anzuraten, den Körper auf Zecken zu untersuchen. Bevorzugte Stellen für einen Zeckenbiss sind der Haaransatz, die Ohren, der Hals, die Achseln, die Ellenbeuge, die Kniekehlen, der Bauchnabel und der Genitalbereich – hier ist die Haut besonders weich, weswegen Zecken leichtes Spiel haben.
Zusätzlich kann man sich mit Repellents vor Zecken schützen. Dabei handelt es sich um Insektenschutzmittel, die auf den Körper aufgetragen werden und dafür sorgen sollen, dass Zecken den Menschen nicht mehr riechen können bzw. die Gerüche ausströmen, die für Zecken unattraktiv sind. Empfohlene Wirkstoffe sind dabei DEET, Icaridin und IR 3535. Außerdem können Sie mit ätherischen Ölen dafür sorgen, dass Zecken Ihnen fern bleiben. Dazu gehören Gerüche wie Zitrone, Eukalyptus, Myrrhe, Lavendel, Anis, Thymian, Nelke, Rosmarin, Pfefferminze, und Sandelholz.
Für Hunde gibt es keinen zuverlässigen Zeckenschutz. Zeckenhalsbänder oder auch Öle als Schutzmittel versagen in der Praxis meistens. Suchen Sie daher nach Spaziergängen das Tier regelmäßig nach Zecken ab und entfernen Sie diese.
Zecken entfernen
Es kursieren die wildesten Arten, Zecken zu entfernen. Dabei ist die schonendste und sicherste Variante folgende:
- Sie brauchen eine feine Pinzette, eine Zeckenkarte oder eine Zeckenzange.
- Die Zecke wird nun mit dem Werkzeug so nah wie möglich an der Haut gegriffen.
- Nun wird das Tier langsam und gerade nach oben aus der Haut gezogen. Vermeiden Sie unbedingt ein Quetschen oder Drehen, da die Zecke sonst ihren Mageninhalt in die Wunde entleeren könnte und potenzielle Krankheitserreger gleich mit. Auch könnte der Kopf abgerissen werden und in der Haut stecken bleiben.
- Die Stichstelle sollte nun gründlich desinfiziert werden.
Achten Sie in den folgenden Tagen auf oben genannte Krankheitssymptome und gehen Sie auch zum Arzt, wenn sich rund um den Zeckenstich ein roter Hof bildet.
Wichtig: Entfernen Sie Zecken niemals mit Öl, Klebstoff oder ähnlichen „Hausmitteln“. Sobald die Zecke merkt, dass es ihr an den Kragen geht, wird sie mehr Speichel in die Wunde abgeben, wodurch das Risiko einer Infektion deutlich steigt.
Pflanzen gegen Zecken
Gerade im Garten kann man sich die eine oder andere Zecke einfangen. Um das Risiko zu vermeiden, beherzigen Sie die oben genannten Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig können Sie sich bestimmte Pflanzen ins Beet holen, die Zecken vertreiben.
- Lavendel: Der Duft von Lavendel soll Zecken und auch andere Insekten abschrecken. Lavendel kann in verschiedenen Formen angebaut werden, einschließlich Sträuchern oder kleinen Büschen.
- Minze: Der starke Duft von Minze soll Zecken abschrecken. Minze kann in Töpfen oder Beeten angebaut werden und ist auch eine nützliche Pflanze für kulinarische Zwecke.
- Rosmarin: Rosmarin verströmt einen starken Geruch, der Zecken fernhalten soll. Er kann in Töpfen oder im Garten angebaut werden und ist eine vielseitige Kräuterpflanze.
- Eukalyptus: Der Duft von Eukalyptusöl wird manchmal als Zeckenrepellent betrachtet. Einige Menschen pflanzen Eukalyptusbäume oder -sträucher in ihrem Garten, um Zecken abzuschrecken.
- Zitronenmelisse: Auch den Duft von Zitronenmelisse mögen Zecken nicht. Die Pflanze kann in Töpfen oder im Garten angebaut werden und hat auch kulinarische Verwendungsmöglichkeiten.