Weltweit gibt es mehr als 45.000 Zikaden-Arten, bei uns in Deutschland sind immerhin rund 640 heimisch. Meistens bekommen wir diese gar nicht zu Gesicht. Anders sieht es da schon in den USA aus. Denn dort lebt die Rotäugige Zikade. Diese gehört zu den Singzikaden und gibt laute, zirpende Geräusche von sich. In schöner Regelmäßigkeit sind diese Zikaden in den Vereinigten Staaten unterwegs und das nicht etwa alleine, sondern in riesigen Schwärmen. Auch wenn sie an Pflanzen saugen, richten sie relativ wenige Schäden an. Viele Menschen sehen in ihnen dennoch eine regelrechte Plage.
Der Lebenszyklus von Zikaden
Der Lebenszyklus von Singzikaden durchläuft 6 Schritte:
- Ausgewachsene Zikadenmännchen sitzen auf Bäumen und locken Weibchen mit ihrem markanten Gesang an. Wir Menschen nehmen das als lautes Zirpen wahr.
- Nach der Paarung legen die Weibachen bis zu 600 Eier. Diese werden unter der Baumrinde versteckt.
- Wenn nach 6 bis 8 Wochen die Larven schlüpfen, lassen diese sich von den Bäumen fallen und graben sich bis zu 60 Zentimeter tief in die Erde ein.
- Dort leben sie vom Saft der Baumwurzeln, aber auch Gras- und Staudenwurzeln dienen als Nahrung – und das 13 bzw. 17 Jahre lang. Während dieser Zeit häuten sie sich bis zu 4 Mal.
- Danach kommen die Zikadenlarven wieder an die Erdoberfläche, dazu muss sich der Boden auf 18 Grad erwärmen.
- Nun kriechen die Larven den Baum hoch, wo sie sich noch einmal häuten und als ausgewachsenes Insekt den Zyklus von neuem beginnen.
Ein gleichbleibender Rhythmus
Wie Zikaden merken, dass 13 bzw. 17 Jahre vergangen sind und warum es genau dieser zeitliche Rhythmus ist, das stellt die Wissenschaft noch vor Rätsel. Von den weltweit etwa 3.400 Singzikaden gibt es nur 9 Arten, die einem Zyklus folgen – 7 davon leben in den Vereinigten Staaten – und erscheinen eben nur alle 13 bis 17 Jahre. Dieser Lebenszyklus ist in der Insektenwelt einmalig. 4 Arten der Singzikaden kommen alle 13 Jahre an die Erdoberfläche, 3 Arten alle 17 Jahre.
Zikadenphänomen – alle 221 Jahre ist es soweit
Nun kommt es auf die Bruten an, denn davon sind in den USA 15 nachgewiesen, wovon 3 alle 13 Jahre schlüpfen und 12 alle 17 Jahre. Als Nicht-Mathematiker ist man vermutlich schon ausgestiegen, rechnet man aber die verschiedenen Zyklen zusammen, überschneiden diese sich alle 221 Jahre. Das ist auch der Grund, warum es in diesem zeitlichen Abstand stets zu einer regelrechten Zikadenplage kommt. Denn dann schlüpfen bis zu eine Billion Zikaden gleichzeitig (also 1.000 Milliarden) und sorgen für ein faszinierendes Naturschauspiel. 1803 war ein solches Jahr und eben auch 2024. Wer dieses Schauspiel verpasst hat und auf das nächste warten möchte: 2245 ist es wieder soweit.
Zikaden – ungefährlich aber verdammt laut
Bei dieser großen Anzahl an Insekten, die sich über mehrere Bundesstaaten verbreiten, ist es nicht verwunderlich, wenn manche von einer Plage sprechen. Wobei die Zikaden in der Regel keine großen Schäden anrichten – und das schon gar nicht auf landwirtschaftlichen Flächen. Sie fallen also nicht über Felder oder Gärten her und fressen dort alles ratzekahl leer, wie man es beispielsweise von Heuschreckenschwärmen kennt. Auch für die betroffenen Bäume oder Wälder sind die Zikaden meist keine Gefahr, denn die Insekten sind durchaus intelligent. Sie wissen ganz genau, dass ein Baum intakt bleiben muss, um über viele Jahre die Larven mit Nahrung versorgen zu können.
Auch für den Menschen sind Zikaden nicht gefährlich. Sie beißen nicht, sie stechen nicht, sie übertragen keine Krankheiten. Sie sind lediglich sehr laut. So können sie einen Geräuschpegel von bis zu 120 Dezibel erreichen. Dies ist vergleichbar mit einem Presslufthammer oder einem Düsenjet.
Zikaden – verwandt mit Wanzen und Blattläusen
Zikaden gehören zur Ordnung der Schnabelkerfe und sind mit den Wanzen und den Blattläusen verwandt. Von den knapp 640 Zikaden, die es in Deutschland gibt, sind die meisten der nachgewiesenen Arten – mit 568 – in Bayern heimisch. 211 Arten, was 38 % entspricht, sind vom Aussterben bedroht und stehen somit auf der Roten Liste. Weitere 15 % (83 Arten) sind auf der Vorwarnliste vermerkt. Zu finden sind sie in beinahe allen Lebensräumen, lediglich im Intensivgrünland und auf Ackerflächen fehlen sie meist komplett. Zikaden sind keine Schädlinge, weswegen sie nicht bekämpft werden müssen. Natürliche Feinde der Insekten sind Spinnen, Raubwanzen, Ameisen und Vögel.
Das Aussehen von Zikaden
Aufgrund der Vielfältigkeit der Arten sehen Zikaden sehr unterschiedlich aus. Dennoch haben alle Insekten gewisse Dinge gemein:
- Zikaden haben dreigliedrige Beine, wobei mindestens Hinter- und Mittelbeine ausgeprägt sind.
- Am unteren Ende des Kopfes befindet sich ein Rüsselansatz.
- Alle Zikaden haben Flügel, die dachförmig angeordnet sind, oftmals sind diese verkürzt.
- Die Vorderflügel sind in der Regel sehr dünnhäutig und stark chitinisiert.
- Die Fühler bestehen aus zwei Grundgliedern und einer Geißel und sind im Vergleich zum Körper sehr kurz.
- Zikaden können nicht nur fliegen, sie sind wahre Meister im Springen
- Die Insekten leben nur in sogenannten Landlebensräumen.
Die Zikadenarten
Lassen Sie uns zum Schluss noch die Zikadenarten etwas genauer betrachten. Die Insekten werden in Gruppen eingeteilt, die wir Ihnen gerne näher vorstellen möchten.
Zikaden | Vorkommen | Nährpflanzen |
Glasflügelzikaden |
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Spornzikaden |
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Rindenzikaden |
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Laternenträger |
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Ameisenzikaden |
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Käferzikaden |
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Singzikaden |
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Schaumzikaden |
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Buckelzirpen |
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Kleinzikaden |
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Kappenzikaden |
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Ohrzikaden |
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Maskenzikaden |
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Dickkopfzikaden |
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Winkerzikaden |
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Lederzikaden |
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Mönchszikade |
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Löffelzikade |
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Erdzikaden |
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Blattzikaden |
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Zirpen |
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